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Cathrin Pichler erzählte mir, dass man sich im Ministerium vorerst durch die<br />
Kuratoren stark konkurrenziert fühlte. Die Zusammenarbeit mit der Kunstsektion<br />
war deswegen am Anfang oft sehr beschwerlich und wurde erst im Laufe der Zeit<br />
besser. Zudem war das Kuratorenmodell zum damaligen Zeitpunkt nur einem<br />
kleinen Kreis der Künstlerschaft bekannt. Durch seine Einzigartigkeit war vielen die<br />
Auslegung und Herangehensweise an dieses unklar und wurde oft aus skeptischer<br />
Distanz abwartend betrachtet.<br />
Vor allem in der Kronen Zeitung stieß das Kuratorenmodell auf heftige Kritik und<br />
wurde – über die Person Robert Flecks – zu einer regelrechten Hetzkampagne mit<br />
Titeln wie: „So geht das nicht, Herr Doktor Fleck“, oder Slogans wie: „Der Fleck<br />
muss weg – ganz ohne Rand“, ausgeweitet. 57<br />
Georg Schöllhammer befasste sich – anlässlich der Ernennung des zweiten<br />
Kuratorenpaares Rollig und Brüderlin – in einem Kommentar noch einmal mit den<br />
öffentlichen Ängsten und Bedenken gegenüber dem Kuratorenmodell:<br />
Österreichs Kunstszene gleicht ein wenig einer Schar kybernetische Mäuse,<br />
die darauf programmiert ist, sich immer am heftigsten um den kleinsten Futternapf<br />
zu streiten und neben den Brotkrumen zu vergessen, dass gleich nebenan ganze<br />
Schlaraffenländer an Staatskunstförderung unbeobachtet verschimmeln.<br />
Das mag zumindest einer denken, der die heftigen Diskussionen mitverfolgte, die<br />
über die letzten zwei Jahre die Arbeit der beiden Staatskuratoren für bildende<br />
Kunst, Robert Fleck uns Cathrin Pichler, öffentlich und in der Szene begleiteten.<br />
Kommentatoren titelten da „Der Fleck muß weg“, mancher Kunstliebhaber<br />
bedauerte abendelang im In-Lokal den Niedergang der Subventionskultur.<br />
International jedoch wuchs das Ansehen der österreichischen Kunst derweil. Nicht<br />
zuletzt, weil Fleck und Pichler es verstanden, mit ihren jeweils bescheidenen 15<br />
Millionen Schilling Budget im Jahr Kontakte herzustellen, Verbindungen zu<br />
knüpfen und das heimische Bilderleben also durch Import und Export von<br />
Ausstellungen und Personen zu befördern. 58<br />
Nach diesen Anfangsschwierigkeiten beginnt sich das Kuratorenmodell mit dem 2.<br />
Kuratorenpaar, Brüderlin/Rollig, das 1994 beauftragt wurde, immer stärker<br />
innerhalb der Kunstszene, aber auch innerhalb der politischen Gremien zu<br />
etablieren. Sowohl Markus Brüderlin als auch Stella Rollig erkennen auf Grund der<br />
Strukturprobleme ihrer Vorgänger die Notwendigkeit, dass die Kuratoren durch<br />
einen klar definierten Ort erreichbar sein sollten. Andererseits wollten sie damit<br />
57 Vergleich dazu: Melchart Erwin, „So geht das nicht, Herr Doktor Fleck“, Neue Kronen Zeitung,<br />
Wien, 8.3.1993<br />
58 Schöllhammer Georg, Das Kuratoren Schild, der Standard, Wien, 25/26. 6.1994<br />
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