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Beim springer gab es zunächst ähnlich Spekulationen wie beim Kunstraum:<br />
Welchen Einfluss würde Markus Brüderlin auf das Projekt nehmen? Doch Markus<br />
Brüderlin überließ der Zeitung und Georg Schöllhammer völlige Autonomie, als<br />
einzige Bedingung für die Subvention musste der springer-Verlag-Wien-New York,<br />
der auf Vermittlung von Christian Reder als Partner fungierte, eine Garantie für eine<br />
Erscheinungsdauer von mindestens drei Jahren leisten:<br />
So hat sich das Magazin von den Vorstellungen Brüderlins, der ein relevantes<br />
Fachorgan für Österreich schaffen wollte, schnell entfernt. Schöllhammer orientiert<br />
das Blatt international und nähert sich der Kunst über ihre benachbarten Bereiche<br />
wie Kultur- und Medientheorie, Mode und Politik. Solcherart schwer einzuschätzen,<br />
laborierte springer überdies mit dem komplexen Anspruch und dem noblen<br />
Understatement in der visuellen Erscheinung. Auf der Titelseite war eine Zeitl ng<br />
nicht erkennbar, um welches Produkt es sich bei dieser Zeitung handelt. 123<br />
Schon die erste Ausgabe, die symbolträchtig ein Chamäleon als Titelphoto zeigt,<br />
widmet sich einem dementsprechend breitgefächerten, aber anspruchsvollen<br />
Spektrum von Aktivismus, Kommunikation und Kunst, Politik, in diesem Fall<br />
Oberwart, Architektur, Literatur, Musik bis hin zur Philosophie (Guy Debord).<br />
Rudolf Siegle, der Direktor des springer Verlages Wien schreibt im Vorwort, neben<br />
einer kurzen Entstehungsgeschichte des springers, folgende Bemerkungen zur<br />
inhaltlichen Ausrichtung des Magazins:<br />
Nach der Markteuphorie der 80er Jahre gibt es gerade jetzt eine<br />
Rückbesinnung auf inhaltliche Positionen. Springer wird den Dialog zwischen<br />
diesen Positionen führen, aber auch historische Debatten der Moderne für die<br />
heutige Zeit neu lesbar machen und darüber hinaus allen Kulturinteressierten<br />
einen umfangreichen Serviceteil an Information, Kritik und Materialien auch<br />
jenseits des Feldes der bildenden Kunst bieten – durchaus auch, um<br />
Auseinandersetzungen zu wichtigen Fragen zu provozieren. 124<br />
Markus Brüderlin resümiert folgerichtig in seiner Schlusspublikation:<br />
Mit der Initiierung des Kunstmagazins springer und der Gründung des<br />
Kunstraumes sind zwei größere Strukturinitiativen auf die Schiene gebracht<br />
worden, die über die Amtszeit des Kurators weiterexistieren sollen. Damit war eine<br />
Hauptkritik am Scholten Modell vom Tisch, nämlich, dass während den zwei<br />
Jahren nur ein staatlich gefördertes Strohfeuer abgebrannt werde und nichts<br />
übrigbliebe. 125<br />
123 Wailand Markus, „Bilanz der Bankomaten“, Falter, Wien, 20/96<br />
124 Siegle Rudolf, Vorwort, springer, Wien, 1995<br />
125 Weh H. Vitus, Herausgeber Kunstraum Wien, Projekte 1994 bis 1996, Wien, 1996, S135 –136<br />
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