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unterscheiden sind. Der Staat selbst beginnt sich im Sinne einer<br />

Effizienzsteigerung zu privatisieren. 54<br />

Der häufig zitierte Satz Rudolf Scholtens: „Und wenn Sie mit den 15 Millionen nur<br />

ein Fest machen und das nützt der österreichischen Kunst, dann haben Sie<br />

unseren Auftrag erfüllt“, wurde allerdings von keinem der Kuratoren wahr gemacht,<br />

stattdessen nutzten sie die Gelegenheit, Fördermittel sowohl im theoretischen als<br />

auch infrastrukturellen Bereich einzubringen und neue, oft noch zu wenig<br />

beachtete oder schwer verkaufbare Kunstrichtungen zu fördern. Zudem ließen sich<br />

gerade durch das Kuratorenmodell viele Initiativen und Projekte verwirklichen, die<br />

im herkömmlichen System nicht durchsetzbar gewesen wären und ohne dieses<br />

wahrscheinlich gar nicht entstanden wären.<br />

Dieses Modell bot also die Chance, das alte starre System mit neuen subjektiven<br />

Ideen in Richtung „Qualitätsförderung“ aufzuweichen.<br />

Die beiden ersten Kuratoren waren allerdings noch mit einigen<br />

„Kinderkrankheiten“ dieses neuartigen Versuchs konfrontiert.<br />

Ein Hindernis waren zunächst die Strukturschwächen, die sich auch aus der<br />

raschen Umsetzung dieser Idee ergaben. Cathrin Pichler erinnert sich schmerzlich<br />

daran, dass damals alles sehr kompliziert war, da es eigentlich „null“<br />

Vorbereitungszeit gegben hatte. 55<br />

Den beiden ersten Kuratoren konnten auch auf Grund des Vertrages, der sich<br />

wegen der fehlenden Konzeption am damaligen Kunstförderungsgesetz orientierte,<br />

keine eigene Institutionen ins Leben rufen und durften sich auch keinen eigenen<br />

Mitarbeiter nehmen. Außerdem warteten Robert Fleck und Cathrin Pichler wegen<br />

ähnlicher rechtlicher Probleme ca. ein 3/4 Jahr auf ihr Budget, welches sie sich in<br />

langen Verhandlungen mit den Justiz- und Finanzabteilungen gewissermaßen aus<br />

der „Budgetpragmatik“ frei kämpfen mussten.<br />

Robert Fleck erinnert sich, dass er sein Geld erst mit 10 monatiger Verspätung<br />

erhielt. Bis dahin hatte er die Projekte noch „aus seiner eigenen Tasche“<br />

vorfinanziert. Die ersten Kuratoren erhielten ihr Budget noch auf ein eigenes Konto<br />

überwiesen, das sie, nach einigen öffentlichen Diskussionen über das<br />

Finanzgebaren Robert Flecks, über Treuhänder verwalten ließen. Ihre Nachfolger<br />

erhielten kein derartiges „Vorabbudget“, stattdessen mussten sie für jedes einzelne<br />

Projekt Formulare ans Ministerium schicken. 56<br />

54 Spiegel Andreas, Österreich 1987 -1997: Von der Kulturnation zur geopolitischen Zone, in: Aigner<br />

Carl, Hölzl Daniela, Hrsg., Kunst und ihre Diskurse in den 80er und 90er Jahren, Wien, 1999 , S 28<br />

55 Anmerkung: Dieses und die folgenden Zitate stammen aus mehreren Telefongesprächen bzw. aus<br />

e-mail Kontakten, die ich mit Cathrin Pichler und Robert Fleck führte.<br />

56 Anmerkung: Die Projektträger erhielten dann im Allgemeinen innerhalb weniger Wochen das Geld<br />

überwiesen.<br />

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