Diplom.pdf
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Schafft das österreichische Förderungssystem monopolistische oder halbfeudale<br />
Strukturen, die eine liberale und internationale Relevanz des Kunstmarktes<br />
erschweren?<br />
Mit welchen Strategien, Handlungen und Reaktionen antworten die<br />
Kunstproduktion als auch die Kunstvermittlung auf diese politischen<br />
Voraussetzungen?<br />
Weitere Fragen betreffen jene Problemstellungen, die sich aus der teilweisen<br />
Verlagerung der Kunstproduktion in einen Bereich, der sich schwerpunktmäßig mit<br />
der Verfügbarkeit von Information und Ideen auseinandersetzt, ergeben. 16<br />
Im Rahmen einer Feldforschung österreichischer und deutscher<br />
Ausstellungsbesucher werden im ersten Teil der Studie die Themenbereiche von<br />
der Ausstellungsbewertung, der Rezeption, dem Interesse an künstlerischen<br />
Medien, Strömungen und Richtungen, dem kunstbezogenen Informationsniveau<br />
und -verhalten bis zu den sozialen Positionen im ästhetischen Feld behandelt.<br />
Einerseits konnte in Österreich eine deutliche Dominanz von Statusgruppen mit<br />
hoher Bildung festgestellt werden. Andererseits nehmen 44% der Besucher<br />
Ausstellungen nur rein visuell wahr, ohne etwas über die Hintergründe der<br />
vertretenen Positionen zu wissen.<br />
Im Kreis dieses schwach über die zeitgenössische Kunst informierten Publikums<br />
sind allerdings didaktische Bedürfnisse stark verbreitet. 17<br />
Mit der jüngeren Avantgardekunst, um die sich der aktuelle Diskurs in den<br />
internationalen Kunstzeitschriften dreht, ist schließlich nur noch eine kleinen<br />
Minderheit vertraut. 18<br />
Auch Lioba Reddeker nimmt im zweiten Teil der Feldstudie zu diesem Phänomen<br />
Stellung:<br />
Das kulturelle Hintergrundwissen der österreichischen Öffentlichkeit wird<br />
scheinbar durch die Logik des Mangels konstituiert, der sich am deutlichsten in den<br />
70er Jahren im Begriff der Informationsgalerie manifestierte.... Die<br />
Informationsgalerie wurde seinerzeit als Abhilfe und Ersatz des nicht vorhandenen<br />
öffentlichen Angebotes... zu einem Diskurs über Gegenwartskunst entwickelt. Man<br />
sollte aber an diesem Punkt nicht verleugnen, dass das Image der Galerien,<br />
geprägt durch ihr notwendigerweise kommerzielles Agieren für einen großen Teil<br />
des Publikums eine konkrete Schwelle darstellt...<br />
16 Vergleiche dazu: Wuggenig, Ulf, Kockot Vera, Reddeker Lioba, Zeitgenössische Kunstrezeption<br />
und Probleme des Kunstmarktes in Österreich, Wien, 1994, Vorwort ohne Seitenangabe<br />
17 Vergleiche dazu auch die im weiteren Verlauf der Arbeit erwähnten Kunstvermittlungsprojekte der<br />
Bundeskunstkuratoren<br />
18 Vergleiche dazu: Wuggenig, Ulf, Kockot Vera, Reddeker Lioba, Zeitgenössische Kunstrezeption<br />
und Probleme des Kunstmarktes in Österreich, Wien, 1994,S 20 -21<br />
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