Diplom.pdf
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absehbar. Bald wird alles gut. Dann können die Besucher des Depots wieder<br />
richtige Toiletten benutzen, brauchen keine Gummistiefel mehr und können sicher<br />
sein, dass keine der 170 Veranstaltungen im Jahr bei Kerzenlicht und Motorenlärm<br />
stattfindet. Und doch kommt es schlimm. Als gäbe es nur irgendeinen Grund, die<br />
Arbeit des Depot-Teams infrage zu stellen, wird die Miete mit 30. April 2001<br />
aufgekündigt, und das heißt: Wenn der Kulturbezirk fertig gestellt ist, soll das Depot<br />
raus aus dem Staatsratshof. Es hat seine Schuldigkeit getan. Gemessen am<br />
umworbenen Bustourismus ist es freilich nur eine kleine Institution. Doch bahnt sich<br />
mit seiner Kündigung der Kahlschlag einer konservativen Kulturvorstellung<br />
beharrlich seinen Weg. Es ist geradezu gespenstisch, wie alles, was dem<br />
Museumsquartier Leben einhauchen hätte können, verbannt wurde und wird. Alles,<br />
wo Kunst auf ihren Zusammenhang mit dem Leben vor den Mauern des<br />
Kulturareals hin befragt wird, wo nicht nur ein Kommen, Gehen und Shoppen<br />
herrscht, sondern ein Mitdenken und -diskutieren. 65<br />
Thomas Trenkler klärt aber am nächsten Tag die Frage der Mietaufkündigung auf:<br />
Denn das Depot zahlt, wie alle anderen "Drittnutzer", keine Miete: Die<br />
Biedermänner des zuständigen Kulturministeriums überließen die Dachböden (die<br />
diesfalls eher ebenerdig liegen) den Vereinen unentgeltlich im Prekarium. Die<br />
Vereine, die mit dieser versteckten Subvention bedacht wurden, wussten wohl,<br />
dass ihr Quartier kein fixes ist, dass ein Widerrufen des Prekariums jederzeit<br />
erfolgen kann. 66<br />
Neben den derzeit herrschenden Unklarheiten über das Weiterbestehen der von<br />
den Kuratoren gegründeten Einrichtungen, ist das Kuratorenmodell, sei es jetzt für<br />
die bildende Kunst oder für neue Medien und Tanz, auch unter der neuen<br />
Regierung nicht mehr diskutiert worden.<br />
Der neue Staatssekretär Franz Morak wies zwar im März 2000 in einer<br />
Kurzmeldung im Standard darauf hin, dass die Kuratoren noch nicht „vom Tisch“<br />
seien, beruft sich aber bei konkretem Nachfragen auf Argumente wie „Sparkurs“<br />
und „verschobene Budgetfragen“. Glaubt man allerdings an die gern betriebene<br />
österreichische Praxis des „Totschweigens“ von unliebsamen Dingen bis sie in<br />
Vergessenheit geraten, dann darf man sich keine übertriebenen Hoffnungen auf<br />
ein Wiederaufleben des Kuratorensystems nach dem Vorbild der 90er Jahre<br />
machen.<br />
65 Rollig Stella, Zinggl Wolfgang, „Happy End auf der Baustelle?“, Kommentar der anderen, der<br />
Standard, Wien, 27.4.2000<br />
66 Trenkler Thomas, „Quartier des Kampfes“, der Standard, Wien, 28.4.2000<br />
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