Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den ... - AWMF
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S3-Leitlinie 091-001 „<strong>Lokaltherapie</strong> <strong>chronischer</strong> <strong>Wun<strong>den</strong></strong> <strong>bei</strong> <strong>den</strong> Risiken CVI, PAVK und Diabetes mellitus“<br />
193 nachuntersucht. Sechs verschie<strong>den</strong>e silberhaltige Wundauflagen (auf Basis von<br />
Hydrokolloid, Mikro-/Hydrofaser, Schaumstoff) wur<strong>den</strong> verglichen <strong>mit</strong> einer nicht haften<strong>den</strong><br />
Wundauflage ohne antimikrobielle Aktivität, die von dem jeweiligen Behandler gewählt<br />
wurde und daher nicht genauer beschrieben ist. Diese wurde während der gesamten<br />
Behandlungsdauer verwendet. Verbandwechsel erfolgten in der Regel einmal pro Woche. Die<br />
Behandler und <strong>Patienten</strong> waren nicht verblindet, die Beurteiler der Wundgröße und die<br />
Auswerter waren verblindet. Es zeigte sich kein signifikantes Ergebnis in Bezug auf die<br />
Wundheilung nach zwölf Wochen (RR 0,93; 95%-KI 0,68 bis 1,29), sechs Monaten (RR 0,65;<br />
95%-KI 0,36 bis 1,16) und zwölf Monaten (RR 0,95; 95%-KI 0,24 bis 3,69). Für die<br />
Lebensqualität und die Rezidivrate (RR 0,8; 95%-KI 0,38-1,70) ergaben sich ebenfalls keine<br />
statistisch signifikanten Unterschiede.<br />
Detaillierte Untersuchungen in Form von RCTs zum Effekt der verschie<strong>den</strong>en auf dem Markt<br />
angebotenen Formen von Silber in Wundauflagen (elementar-metallisch, Silbersalz und<br />
Ionenaustauscher) gibt es zurzeit nicht.<br />
In experimentellen Untersuchungen zeigt sich, dass Silber in Form von Nanopartikeln oder<br />
Kohlenstoff-überzogen („carbon-coated“) weniger toxisch für humane epidermale Keratino-<br />
zyten (HEK) ist, jedoch bleiben diese Aussagen beschränkt auf die Laborsituation <strong>mit</strong><br />
gezüchteten Zelllinien. Bei Anwendung über 14 Tage oder in lebender Schweinehaut zeigte<br />
sich zunehmende Toxizität des Silbers, jedoch wurde die Anwendung in der Studie nicht über<br />
14 Tage hinaus fortgeführt (294, 295).<br />
Studien zur Zytotoxizität des Silbers <strong>bei</strong> fünf verschie<strong>den</strong>en Verbän<strong>den</strong> in differenzierteren<br />
Modellen <strong>mit</strong> zwei- und dreidimensionalen Zellstrukturen sowie im Mausmodell zeigen, dass<br />
Silber in verschie<strong>den</strong>en Zubereitungsformen toxisch und wundheilungsverzögernd wirkt,<br />
wo<strong>bei</strong> diese Effekte zudem deutlich von <strong>den</strong> Umgebungsfaktoren abhängig sind (296, 297).<br />
Insgesamt konnten keine signifikanten Studienergebnisse zum klinischen Nutzen oder<br />
Scha<strong>den</strong> von silberhaltigen Wundauflagen im Rahmen der Literaturrecherche dieser Leitlinie<br />
er<strong>mit</strong>telt wer<strong>den</strong>. Im Bereich der infizierten Wunde kann evtl. ein möglicher Nutzen ein<br />
Risiko der Zytotoxizität aufwiegen und zu einer anderen Empfehlung führen. Die infizierte<br />
Wunde ist jedoch nicht Teil der Leitlinie, daher kann hier keine Empfehlung erfolgen.<br />
Der Einsatz von silberhaltigen Wundauflagen erfolgt daher unter Berücksichtigung der<br />
Resultate der In-vitro-Studienergebnisse zur Effektivität und Zytotoxizität des Silbers. Die<br />
<strong>Patienten</strong> sollen über mögliche Vorteile und Nachteile der silberhaltigen Wundauflagen<br />
aufgeklärt und nach ihren persönlichen Präferenzen gefragt wer<strong>den</strong>.<br />
Seite 178 von 279 aktueller Stand: 12.06.2012