Metakompetenzen und Kompetenzentwicklung - ABWF
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Abbildung 1<br />
Prinzip der Phasenübergänge in komplexen dynamischen Systemen<br />
Um ein aussagekräftiges Modell zur Erklärung sozialwissenschaftlicher Phänomene<br />
zu entwickeln, werden Vorgaben aus empirisch f<strong>und</strong>ierten Theorien hergeleitet.<br />
Anhand weniger Einflussvariablen unter Einbeziehung der Systemdynamik<br />
können bereits komplexe soziale Gruppenphänomene abgebildet werden: In der<br />
synergetischen Theorie der Normendynamik nutzt Nachtigall (1998) die Synergetik<br />
als formalen Rahmen zur Erklärung fremdenfeindlicher Gewalt in Gruppen.<br />
Unter Einbeziehung der Systemdynamik kann Gewaltbereitschaft in Gruppen erklärt<br />
werden. Dabei wird die Gruppennorm als selbstorganisierter Ordnungsparameter<br />
betrachtet, der sich aus der Interaktion der Individuen bildet <strong>und</strong> diese rückwirkend<br />
wieder beeinflusst. Die Dynamik der Gruppennorm stellt die theoretische<br />
Erklärung für die Gruppenpolarisierung dar. Die Analyse zeigt einen qualitativen<br />
Wandel des Systemverhaltens aufgr<strong>und</strong> der Gruppensituation: Bei starker Interaktion<br />
auf individueller Ebene kommt es zur Extremisierung der Gruppennorm,<br />
die entweder auf dem gewaltbereiten oder auf dem gewaltfreien Pol liegt. Der<br />
Trend zur Gewalt, der als Kontrollparameter in das System eingeht, führt zu einer<br />
gesteigerten Häufigkeit auf dem gewaltbereiten Pol. Damit bietet das Modell einen<br />
Erklärungsansatz für die Gewaltbereitschaft nicht auffälliger Täter durch die<br />
Dynamik der Gruppennorm, der von klassischen Methoden der Sozialpsychologie<br />
bisher nicht erbracht werden konnte. Erst bei Erreichen eines bestimmten Schwellenwerts<br />
ändert sich das individuelle Verhalten.<br />
Eine Erweiterung dieses Ansatzes stellt das Modell des Minoritäteneinflusses dar,<br />
der ebenfalls unter Berücksichtigung der Systemdynamik erklärt werden kann<br />
(Martens/Nachtigall 2006 – im Druck). Hier zeigen sich bei Veränderung der<br />
Gruppenkohäsion zwei mit der empirischen Bef<strong>und</strong>lage übereinstimmende Ef-<br />
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