Metakompetenzen und Kompetenzentwicklung - ABWF
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Für die Organisationsentwicklung in Unternehmen könnten die Resultate dieser<br />
Studie die Erkenntnis unterstützen, dass Organisationsstrukturen als Hindernis<br />
für die Entwicklung von Selbstorganisation erkannt werden. Die vorliegende Studie<br />
deutet darauf hin, dass eine zentrale Voraussetzung für die Entwicklung der<br />
Fähigkeit zur Selbstorganisation das Ersetzen des individuellen Expertentums<br />
durch ein „System von Kompetenzen“ ist.<br />
Die von Unternehmen oft benutzte Klassifizierung von Personen in unterschiedlichen<br />
Positionen bedeutet, dass implizit bestimmte Kompetenzerwartungen an die<br />
einzelnen Personen gestellt werden, wie beispielhaft in Übersicht 12 dargestellt.<br />
Diese Kompetenzerwartungen können sich kontraproduktiv zu dem Anspruch verhalten,<br />
die Fähigkeit der Selbstorganisation zu entwickeln. Von vornherein wird<br />
– durch die Erwartungshaltung bestimmt – auf bestimmte Kompetenzen fokussiert.<br />
Kompetenzen, die z. B. mit der Handhabung von organisationalen Voraussetzungen,<br />
mit Zusammenarbeit <strong>und</strong> mit Prioritätensetzung zu tun haben, werden<br />
dadurch kaum Beachtung finden. Außerdem wird die Übertragbarkeit von Kompetenzen<br />
nicht beachtet, da von Anfang an bestimmte Personen für bestimmte<br />
Kompetenzen zuständig sind.<br />
Erst die Auflösung dieses Vorbestimmtseins durch die Entwicklung einer „Gestalt“,<br />
die wir „System von Kompetenzen“ genannt haben, ermöglicht es, die Handlungsfähigkeit<br />
einzelner Personen in eine Fähigkeit der Selbstorganisation umzusetzen.<br />
Durch die Reflektion über <strong>und</strong> die Entwicklung/Veränderung gemeinsamer Ziele,<br />
die Kenntnis <strong>und</strong> das Bewusstmachen sämtlicher Kompetenzen, kann der nächste<br />
Schritt getan werden, <strong>und</strong> zwar die vorhandenen Kompetenzen durch Selbstorganisationshandeln<br />
auf neue Bereiche/Situationen zu übertragen. Diese Vorgehensweise<br />
hat möglicherweise auch einen positiven Einfluss auf die Handlungsbereitschaft<br />
des Einzelnen <strong>und</strong> dadurch indirekt auf das Selbstorganisationshandeln.<br />
Schon die Analyse von Zuliefererbeziehungen aus kompetenztheoretischer Perspektive<br />
(North/Friedrich 2002) machte deutlich, dass diese von den Beteiligten<br />
in erster Linie als ein System der Arbeitsteilung bzw. als Abhängigkeitsverhältnis<br />
(Abnehmer-Zulieferer) betrachtet werden. Ähnliches gilt für die Gruppenarbeitsstudien.<br />
In dieser Art von System werden Probleme <strong>und</strong> Informationen<br />
<strong>und</strong> eventuelle Lösungen hin- <strong>und</strong> hergeschickt, ohne sich darüber Gedanken<br />
zu machen, darüber zu reflektieren, ob die einzelnen Teile einer gemeinsamen<br />
Logik folgen <strong>und</strong> wie diese Teile wieder zusammengefügt werden sollten. Die<br />
Realität ist, dass die einzelnen Experten nicht das Gesamtsystem sehen, bzw.<br />
ihre Rolle, ihre Kompetenzen im Gesamtsystem, sondern man sieht nur seine<br />
Funktion im Teilsystem.<br />
Fasst man die obigen Überlegungen zusammen, dann kommen wir zu dem Schluss,<br />
dass eine zentrale Voraussetzung für die Entwicklung der Fähigkeit zur Selbstor-<br />
201