Metakompetenzen und Kompetenzentwicklung - ABWF
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(3) Kompetenz um Kompetenzen zu übertragen – eine besondere<br />
Qualität der Selbstorganisation<br />
In vielen Arbeiten zu Kompetenzfragen wird deren Kontext- <strong>und</strong> Erfahrungsgeb<strong>und</strong>enheit<br />
betont, d. h. es wird mehr oder weniger davon ausgegangen, dass bestimmte<br />
Kompetenzen kaum oder nur unter großen Schwierigkeiten in anderen<br />
Zusammenhängen genutzt werden können. Der hier vertretene Ausgangspunkt ist,<br />
dass auch wenn Kompetenzlernen situativ ist, eine Loslösung des Wissens <strong>und</strong><br />
von Kompetenzen (Dekontextualisierung), die dann wiederum die Wissens- <strong>und</strong><br />
Kompetenzanwendung in anderen Zusammenhängen (z. B. anderen Arbeitsplätzen,<br />
anderen Situationen) ermöglicht, denkbar sein sollte. Dieser Prozess ist nicht<br />
selbstverständlich, sondern muss gezielt gewollt <strong>und</strong> unterstützt werden. Diese Dekontextualisierungsleistung<br />
bzw. -handlung kann unserem Verständnis nach gerade<br />
ein Zeichen für die Fähigkeit zur Selbstorganisation sein.<br />
Nach Bergmann u. a. (2000, S. 21) ist Kompetenz auf hoher Niveaustufe (Expertise)<br />
„die Motivation <strong>und</strong> Befähigung einer Person zur selbstständigen Weiterentwicklung<br />
von Wissen <strong>und</strong> Können auf einem Gebiet“. Nach Hacker (1998, S. 389)<br />
sind Experten „als Personen (…) dadurch charakterisiert, dass sie eine Aufgaben-<br />
bzw. Problemlösung auch bei neuartigen Aufgaben beherrschen.“<br />
Zusammenfassend können wir feststellen, dass bei der Definition von hohen Kompetenzstufen<br />
auf die Befähigung verwiesen wird, Wissen für neue Aufgaben umzukonstruieren,<br />
passfähig zu machen oder neues Wissen zu generieren, also auf<br />
die Befähigung zum Transfer oder zur Übertragbarkeit.<br />
Wenn die Fähigkeit zur Selbstorganisation darin besteht, Kompetenzen, Wissen<br />
<strong>und</strong> Erfahrungen auf andere/neue Zusammenhängen (Kontexte) zu übertragen<br />
bzw. dafür weiterzuentwickeln, dann sollten folgende Fragen überprüft werden:<br />
– Wenn Selbstorganisation eine Übertragungsleistung ist, wie gestalten sich<br />
die entsprechenden Handlungen?<br />
– Sind Übertragungsleistungen von Kompetenzen auf niedrigerem Niveau<br />
(„Nichtexperten“) auch möglich (<strong>und</strong> damit Selbstorganisationshandeln)<br />
oder sind diese Kompetenzen per Definition nicht übertragbar?<br />
– Was wiederum charakterisiert Kompetenzen auf niedrigerem Niveau, die<br />
diese Übertragungsleistung nicht ermöglichen?<br />
– Wie lassen sich Niveaus von Kompetenzen theoretisch so abgrenzen, dass<br />
man diese individuelle (bzw. gruppeneigene) Befähigung für diese Übertragungshandlung<br />
als eigenständigen Kompetenzbestandteil beschreiben kann?<br />
Unser Verständnis von Selbstorganisation geht weiter, als damit nur die Fähigkeit<br />
zu bezeichnen, „dass sich das Individuum selbst Ziele setzt, Pläne <strong>und</strong> Strategien<br />
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