Metakompetenzen und Kompetenzentwicklung - ABWF
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1 Selbstorganisation lernen <strong>und</strong> leben<br />
Schnelle Veränderungen, beschleunigte Lernprozesse <strong>und</strong> Problemlösungen sowie<br />
eine steigende Komplexität der Informationsverarbeitung <strong>und</strong> Wissensgenerierung<br />
kann nicht durch deterministische Managementmodelle bewältigt werden<br />
(vgl. North/Friedrich/Lantz 2005). Für Organisationen <strong>und</strong> Personen gewinnt in<br />
diesem Zusammenhang die Fähigkeit zur Selbstorganisation an Bedeutung. Die<br />
Ergebnisse der empirischen Studie von Zulieferbeziehungen aus der Perspektive<br />
der Selbstorganisation (North/Friedrich 2002) gibt Hinweise darauf, dass eine<br />
eventuelle Fähigkeit zur Selbstorganisation nicht isoliert von anderen vorhandenen<br />
Kompetenzen betrachtet werden kann.<br />
Die Autoren berichten im Folgenden über ein Forschungsprojekt, Selbstorganisation<br />
ausgehend von einem kompetenztheoretischen Ansatz als Metakompetenz<br />
zu modellieren. Die durchgeführten empirischen Untersuchungen sollen dabei in<br />
erster Linie helfen, die theoretischen Bestandteile des Konstrukts „Selbstorganisation“<br />
greifbar, begreifbar <strong>und</strong> daraus folgend auch gestaltbar zu machen.<br />
Ausgangspunkt für das Vorgängerprojekt dieser Studie (North/Friedrich 2002)<br />
war die Beobachtung, dass Unternehmen sowohl eine Sensibilisierung für Selbst-<br />
organisation als auch vielfach Methoden <strong>und</strong> Instrumente fehlen, Selbstorganisation<br />
zu initiieren <strong>und</strong> zu „organisieren“ sowie die Entwicklung der für die Selbstorganisation<br />
wichtigen Kompetenzen zu unterstützen. Dies führt dazu, dass Mitarbeitern<br />
Kompetenzen zur Selbstorganisation fehlen oder dass vorhandene nicht<br />
entdeckt werden können.<br />
„Selbstorganisation“ ist ein Begriff, der schon seit längerer Zeit in der organisationstheoretischen<br />
Forschung benutzt wird; es ist eine von vielen Metaphern zur Beschreibung<br />
organisationaler Phänomene (Morgan 1986). Gehen wir der Erklärung<br />
<strong>und</strong> Beschreibung des Phänomens Selbstorganisation in der organisationstheoretischen<br />
Forschung nach, so hat Probst (1987) „Selbst-Organisationsprozesse in<br />
sozialen Systemen aus ganzheitlicher Sicht“ ausführlich analysiert. Probst (1987,<br />
S. 71) beschreibt humane, soziale Systeme als Systeme vieler Wirklichkeiten, die<br />
individuell <strong>und</strong> sozial konstruiert sind. Sie verändern sich mit den Erwartungen,<br />
Wahrnehmungen, Auffassungen <strong>und</strong> Wertstrukturen.<br />
Ein wichtiger Aspekt der systemtheoretischen Implikationen des Phänomens<br />
Selbstorganisation ist, dass dadurch die Möglichkeit eröffnet wird, Probleme in<br />
Unternehmen umzuinterpretieren <strong>und</strong> dadurch andere als die traditionellen Lösungsmöglichkeiten<br />
in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu rücken. Gerade die<br />
Funktion eines „neuen“ Bezugsrahmens <strong>und</strong> damit die Erweiterung der Interpretation<br />
von bestehenden Problemen sowie deren Lösungsmöglichkeiten <strong>und</strong> damit<br />
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