Metakompetenzen und Kompetenzentwicklung - ABWF
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schluss stark, bei 70 Prozent hingegen schwach ausgeprägt, während sie<br />
sich bei Personen mit (Fach-)Hochschulabschluss zu 79 Prozent stark <strong>und</strong><br />
nur zu 21 Prozent schwach ausgeprägt darstellte. Die somit erfragte Selbstorganisationsdisposition<br />
bildet also eine Art Maß des Kompetenzniveaus.<br />
Es lag nahe, die damit systematisch <strong>und</strong> bei einer Befragtenanzahl von<br />
n=3025 gut belegte Selbstorganisationsdisposition als Metakompetenz zu<br />
interpretieren.<br />
Ein solcher Gedanke fiel vor allem bei zwei Forschern auf fruchtbaren Boden, die<br />
sich schon lange, wenn auch zum Teil in anderer Terminologie, mit <strong>Metakompetenzen</strong><br />
beschäftigten. Metakompetenz (Singular) bezeichnet hier die Existenz einer den<br />
Basis-, Einzel- <strong>und</strong> „querliegenden“ Kompetenzen zugr<strong>und</strong>e liegenden generalisierten<br />
Selbstorganisationsdisposition. Diese ist wiederum analytisch in Teildispositionen,<br />
in <strong>Metakompetenzen</strong> (Plural) gliederbar. North bezog, indem er wissensorientierte<br />
Unternehmensführung untersuchte <strong>und</strong> eine „Wissenstreppe“ des Aufstiegs<br />
zur Wettbewerbsfähigkeit entwarf, Kompetenzen als Kernmoment des strategischen<br />
Wissensmanagements mit ein (North 1998, insbesondere S. 41). Auch setzte er<br />
sich bereits mit Selbstorganisationskompetenz auseinander (North/Friedrich/Lantz<br />
2005). Diese Gedanken konnte er bruchlos weiterführen. Bergmann hatte mit seinem<br />
konstruktivistisch inspirierten „Lern- <strong>und</strong> Lösungszyklus“ als Gr<strong>und</strong>modell<br />
problemlösenden Lernens nicht nur Problemlösungsprozesse in vitalen Unternehmen<br />
beschrieben (Bergmann 2001), sondern auch generalisierte Dispositionen derjenigen<br />
umrissen, die daran teilhaben (Bergmann/Daub/Meurer 2003).<br />
Zweifellos hatte <strong>und</strong> hat der Konstruktivismus als eine spezifisch geistes- <strong>und</strong> sozialwissenschaftlich<br />
orientierte Selbstorganisationstheorie große Verdienste, wenn<br />
es um die Betonung der Autonomie <strong>und</strong> Eigenaktivität des Subjekts, insbesondere,<br />
wenn es um die Abkehr von instruktivistischen <strong>und</strong> die Einführung von selbstorganisierten<br />
Lernprozessen geht. Ohne die frühen konstruktivistisch-pädagogischen<br />
Ansätze von Arnold <strong>und</strong> Siebert, ohne die konstruktiv kompetenzbasierten<br />
Schulreformmethoden von Klippert (Klippert/Clemens/Grentrup 2001) beispielsweise<br />
wäre die deutsche Kompetenzforschung nicht dort, wo sie heute in Europa<br />
steht: ziemlich weit vorn. Die unter anderem viele Ergebnisse der <strong>ABWF</strong>/QUEM-<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung einbeziehende Schrift von Schmidt „Lernen, Wissen, Kompetenz,<br />
Kultur – Vorschläge zur Bestimmung von vier Unbekannten“ fasst aus<br />
konstruktivistischer Sicht den heutigen Wissensstand in einem gr<strong>und</strong>legend neuen<br />
Entwurf zusammen (Schmidt 2005).<br />
Allerdings hat der Konstruktivismus, wie jede aussagekräftige Theorie, Beschreibungsgrenzen.<br />
Das wird besonders klar, wenn man ihn mit anderen ausgereiften<br />
Selbstorganisationstheorien vergleicht. In der hier vorliegenden Schrift wird dafür<br />
auf die Synergetik Hakens <strong>und</strong> vergleichbare Ansätze zurückgegriffen. Diese aus<br />
der Physik hervorgewachsene, aber keineswegs physikalische Strukturtheorie hat<br />
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