Metakompetenzen und Kompetenzentwicklung - ABWF
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Zu einer anderen Möglichkeit der Beschreibung von Evolutionsdynamiken in Landschaften<br />
gelangt man, wenn man von vornherein von einem – abstrakten – Merkmalsraum<br />
(ähnlich einem phänotypischen Merkmalsraum) ausgeht. In diesem sind<br />
individuelle Merkmalsstrukturen durch Orte <strong>und</strong> Populationen durch Gruppen besiedelter<br />
Orte repräsentiert. Entsprechend dem Landschaftsbild soll die Dynamik<br />
der Besiedlung des Merkmalsraums einer Bewertungsfunktion folgen, die dann<br />
als Fitness in einem verallgemeinerten Sinne verstanden wird. Evolution wird als<br />
Prozess des Bergsteigens in dieser fiktiven Landschaft beschrieben.<br />
Dem Problem der Definition einer Fitnessfunktion <strong>und</strong> der Kenntnis ihrer konkreten<br />
Gestalt wird durch den Ansatz einer korrelierten Zufallslandschaft Rechnung<br />
getragen. Damit lassen sich Verbindungen zur Physik ungeordneter Systeme<br />
(Mit der Verbindung zur Theorie ungeordneter Potentiale in der Festkörperphysik<br />
schließt sich in einem gewissen Sinne der Kreis zwischen evolutionstheoretisch<br />
konzipierten Landschaften <strong>und</strong> den zu Beginn genannten „herkömmlichen“ Landschaftsvorstellungen<br />
in der Physik; Anderson 1983.) <strong>und</strong> zur Beschreibung der<br />
Dynamik in Fitnesslandschaften herstellen. Letztere werden sowohl im Kontext<br />
makromolekularer Evolution (Fontana u. a. 1993) als auch im Kontext komplexer<br />
Optimierungsprobleme (Kauffman 1993, Schwefel 1995, Rosé 1998) untersucht.<br />
Zunehmend wird das Konzept von adaptiven <strong>und</strong> Fitnesslandschaften auch in Hinsicht<br />
auf die Beschreibung <strong>und</strong> das Verständnis sozio-technologischer Evolution<br />
diskutiert. Der Vorteil dieses Zugangs liegt neben seiner Anschaulichkeit auch darin,<br />
dass Prozesse der Formierung von Populationen ebenso wie ihr Verschmelzen<br />
oder ihre Differenzierung endogen aus der Systemdynamik folgen <strong>und</strong> keiner taxonomischen<br />
Eingriffe bedürfen. Individuelle Variabilität kann explizit beschrieben<br />
werden.<br />
Wir werden in dieser Arbeit die Aussagefähigkeit solcher Modelle bezüglich von<br />
Evolutions- <strong>und</strong> Innovationsprozessen im Vergleich mit diskreten Beschreibungen<br />
hervorheben. Dabei konzentrieren wir uns auf Ansätze zur Modellierung<br />
von konkurrierenden Populationen in adaptiven Landschaften (Ebeling u. a.<br />
1984, Feistel/Ebeling 1989). Diese gehen von einem kontinuierlichen Merkmalsraum<br />
aus <strong>und</strong> werden im Folgenden als kontinuierliche Modelle bezeichnet.<br />
Diskrete <strong>und</strong> kontinuierliche Modelle sind in gewisser Weise äquivalent,<br />
vergleichbar etwa der Äquivalenz zwischen verschiedenen Formulierungen der<br />
Quantentheorie durch die Heisnberg’sche Matrizenmechanik einerseits <strong>und</strong> die<br />
Schrödinger’sche Wellenmechanik andererseits. Sie ermöglichen unterschiedliche<br />
Perspektiven der Sicht auf ein <strong>und</strong> denselben Entwicklungsprozess. Beide<br />
Modellansätze unterscheiden sich dabei aber durchaus in ihren konzeptionellen<br />
Ansätzen <strong>und</strong> den formalen Aussagefähigkeiten. Dies spielt für konkrete Modellbeschreibungen<br />
<strong>und</strong> insbesondere in der Anwendung auf soziale Phänomene<br />
eine wesentliche Rolle.<br />
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