Metakompetenzen und Kompetenzentwicklung - ABWF
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Selten kann man den Beginn von Forschungsüberlegungen so genau kennzeichnen<br />
wie im Fall der hier vorliegenden Arbeiten. Sie sind durch Ergebnisse einer<br />
großen, repräsentativen Studie „zum Lernbewusstsein <strong>und</strong> -verhalten der deutschen<br />
Bevölkerung“ angestoßen worden (später veröffentlicht in: Baethge/Baethge-Kinsky<br />
2004).<br />
Dabei meint Beginn keineswegs Neuanfang. Vielmehr hatten alle Autoren auf<br />
unterschiedliche Weise bereits am großen Vorhaben mitgewirkt, das vom B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung initiierte <strong>und</strong> inspirierte große Programm<br />
„Lernkultur <strong>Kompetenzentwicklung</strong>“ mit Leben zu erfüllen <strong>und</strong> zu dem<br />
unbestreitbaren Erfolg zu führen, der sich bereits heute abzeichnet (dokumentiert<br />
u. a. in den von der <strong>ABWF</strong>/QUEM herausgegebenen Reihen „<strong>Kompetenzentwicklung</strong>“,<br />
„edition QUEM“ <strong>und</strong> „QUEM-report“). Aber sie alle spürten auch, dass<br />
ein entscheidender Teil des F<strong>und</strong>aments fehlte, um die theoretisch zu erforschende<br />
<strong>und</strong> praktisch zu nutzende „Kompetenzarchitektur“ (Erpenbeck 2004) zu vollenden.<br />
Da gab es – je nach Bezeichnungsweise – Gr<strong>und</strong>-, Basis- oder Schlüsselkompetenzen<br />
(key competences) wie etwa die personalen, aktivitätsbezogenen,<br />
fachlich-methodischen <strong>und</strong> sozial-kommunikativen Kompetenzen, da gab es eine<br />
Fülle von differenziert beschriebenen abgeleiteten Teil- oder Einzelkompetenzen,<br />
da gab es „querliegende“ Kompetenzen wie interkulturelle, Medien-, Human-,<br />
Führungskompetenzen <strong>und</strong> andere, die unterschiedlich bemessene Anteile aller<br />
Gr<strong>und</strong>kompetenzen <strong>und</strong> vieler Teilkompetenzen enthielten.<br />
Und doch deckten alle diese Kompetenzbegriffe nicht die simple Erfahrung, die<br />
jeder im Arbeitsleben Stehende schon gemacht hat: Zwei Personen bewerben sich<br />
um die Durchführung eines Projekts, beide gleichen Geschlechts, gleichen Alters<br />
<strong>und</strong> etwa gleichen Erfahrungshorizonts, beide mit gleich hervorragenden Abschlussnoten<br />
<strong>und</strong> Zertifikaten – <strong>und</strong> doch hat man nach ein, zwei St<strong>und</strong>en intensiven<br />
Gesprächs das sichere Gefühl, der eine packt’s, der andere wird’s nie packen.<br />
Wohlgemerkt als Gesamteindruck. Da geht es nicht gesondert um Fachkenntnisse,<br />
nicht um personale oder soziale Fähigkeiten, nicht um Aktivität <strong>und</strong> Willensstärke<br />
– es geht um generalisierte Fähigkeiten, sich in einer komplexen, ergebnisoffenen<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Problemlösungssituation zu behaupten, kreativ eigene Wege <strong>und</strong><br />
„self directed“ eigene Ziele unter Aktivierung aller Dispositionen zu finden, die<br />
ein solches selbstgesteuertes, selbstorganisiertes Handeln ermöglichen.<br />
Die Übersetzung des englischen Terminus „self directed“ durch „selbstgesteuert“<br />
ist übrigens ganz offensichtlich falsch. Wer selbst steuert, braucht ein vorgegebenes<br />
Ziel, das er ansteuert – auf welchen selbst gewählten Wegen auch immer.<br />
„Self directed“ ist Lernen <strong>und</strong> Handeln aber immer dann, wenn die Zielvorgaben<br />
im Lern- <strong>und</strong> Handlungsprozess selbst, möglicherweise auch immer wieder neu,<br />
erarbeitet werden. Das aber ist ein selbstorganisierter Prozess par excellence (vgl.<br />
Straka 2000). Historisch gesehen ist Selbststeuerung ein Terminus der Kybernetik<br />
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