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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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re Aufzeichnungen haben wir nicht. Für die Analyse der Geschichten<br />

der alten <strong>Eidgenossen</strong> ist es deshalb nötig, kurz einige weitere Dinge<br />

zu den beiden großen Berner Chronisten anzumerken.<br />

Ein Grossteil der Aufzeichnungen von Justinger besteht wie gesagt<br />

aus kurzen, auf den ersten Blick nicht sonderlich interessanten Mitteilungen.<br />

Aber zwischendurch gibt es Dinge, die erkennen lassen, was der<br />

Schreiber von Justinger betonen wollte.<br />

Da ist zum ersten die Gründung Berns. Es soll gezeigt werden, daß<br />

die Entstehung der Stadt ein Willensakt des Zähringer Herzogs<br />

Berchtold gewesen war. Und im gleichen Zug soll bewiesen werden,<br />

daß Bern vom römischen Kaiser legitimiert worden ist, eigene Politik<br />

zu betreiben. Dazu erfand Justinger die goldene und die christliche –<br />

mit Kirschen besudelte – Handfeste von „1208“ oder „1218“.<br />

Die Handfeste ist Justinger derart gelegen, daß er noch eine erste –<br />

nicht erhaltene - Urkunde erfindet, ausgestellt angeblich von Heinrich<br />

VI. im April 1191. – Da stört es den Chronisten nicht weiter, daß er<br />

die offizielle Stadtgründung erst im Monat Mai des genannten Jahres<br />

ansetzt: Der römische Kaiser hätte also einer noch nicht bestehenden<br />

Stadt alle Freiheiten zugestanden!<br />

Dann ist die Justinger-Chronik vor allem ein Beleg für den Laupenkrieg;<br />

es ist die einzige Quelle für diese Geschichtssage. Deshalb<br />

wurde davon mit einem Conflictus laupensis sogar eine lateinische<br />

Version hergestellt – welche einige Forscher für eine besondere<br />

Schrift gehalten haben.<br />

Ebenfalls nimmt das Konzil von Konstanz im Druck volle zehn Seiten<br />

ein. - Aber auch Aegidius Tschudi und andere Chronisten widmen<br />

dieser Kirchenversammlung gebührende Aufmerksamkeit. Der<br />

Grund dafür ist einsichtig: Konstanz stellt die deutsche Version von<br />

Nikäa dar, das sinnstiftende Ereignis für die Entstehung der rechtgläubigen<br />

Kirche.<br />

Der Schreiber des Justinger spielt den Gemäßigten, den nüchternen<br />

Chronisten. Aber bei einer Sache vergißt er seine Zurückhaltung.<br />

„1287“ nämlich soll in Bern ein schrecklicher Mord geschehen sein.<br />

Juden marterten einen Christenknaben namens Ruf zu Tode.<br />

Die Untat hatte schreckliche Folgen. Die Schuldigen wurden hingerichtet<br />

und die ganze jüdische Kolonie aus Bern vertrieben.

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