14.02.2013 Aufrufe

Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

161<br />

ne plausible Erklärung sich doch gerade für die jüngeren Zeiten interessieren.<br />

Das ist nicht das erste und nicht das letzte derartige Beispiel. Immer<br />

wenn alte Zeiten überdehnt werden, nehmen die Forscher teilweise<br />

mehrhundertjährige Zeitlöcher in Kauf.<br />

Überhaupt sollte man sich eine grundsätzliche Frage stellen bei den<br />

Burgen, Schlössern (Abbildung 12), Stadtmauern und Stadttoren:<br />

Aus welcher Zeit stammen diese Wehrbauten?<br />

Je mehr ich überlege und betrachte, desto sicherer bin ich mir: Diese<br />

Festungsbauten sind „mittelalterlich“. – Aber dieses „Mittelalter“ hat<br />

vor weniger als 300 Jahren begonnen.<br />

Auch in den ältesten Resten lassen sich diese Bauten kaum davor<br />

datieren.<br />

Was für die Burgen und Stadtmauern gilt, trifft auch für die „mittelalterlichen“<br />

Stadtkerne unserer Städte zu: Die ältesten Teile sind keine<br />

drei Jahrhunderte alt.<br />

Neben Befestigungen gelten Kirchen als die ältesten Bauzeugnisse.<br />

Und so kann man feststellen, daß Sakralbauten je nach Lust und<br />

Laune über das ganze tausendjährige „Mittelalter“ verteilt werden.<br />

Die älteste erhaltene Kirche der Schweiz soll das Baptisterium in Riva<br />

San Vitale, am Südufer des Luganer Sees sein. Der außen rechteckige<br />

und innen achteckige Bau wird ins „5. Jahrhundert AD“ datiert.<br />

– Das ist deshalb skandalös, weil man weiß, daß die allermeisten<br />

Kirchen nördlich der Alpen auch nach der offiziellen Chronologie<br />

erst im „Spätmittelalter“ entstanden sind.<br />

Die Christen im Schweizer Mittelland mußten sich also gegenüber<br />

den oberitalienischen Gläubigen um bis zu 800 Jahre gedulden, bevor<br />

sie entsprechende Kultbauten bekamen, in denen sie beten durften!<br />

Auch nördlich der Alpen gab es frühe christliche Kapellen. Aber alle<br />

wurden sie innerhalb der Mauern von „spätrömischen“ Festungen<br />

angelegt. Man fand solche kleine Sakralbauten in den Kastellen von<br />

Kaiseraugst, Zurzach, Stein am Rhein und Irgenhausen. Weshalb<br />

wagte das Christentum, das doch spätestens „um 395 AD“ Staatsreligion<br />

geworden war, im Norden nicht, die schützenden Kastellmauern<br />

zu verlassen?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!