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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Aber dieses Beispiel zeigt einmal mehr, daß Urkunden als historische<br />

Nonvaleurs zu betrachten sind; nur geschaffen, um den Historikern<br />

Sand in die Augen zu streuen.<br />

Die Berner Chronistik geizt mit Angaben zu diesen Teppichen. Erstmals<br />

erwähnt Valerius Anshelm die burgundischen Tapeten für das<br />

Jahr „1512“.<br />

Nun behauptet die historische Apologetik, daß die großen Burgunderteppiche,<br />

die man von Karl dem Kühnen in den Feldlagern vor<br />

Grandson und Murten erbeutete, zuerst in die Kathedrale des savoyischen<br />

Lausanne gekommen seien. Aber daß die Sieger die<br />

schönsten Beutestücke freiwillig und sofort aus der Hand gegeben<br />

hätten, ist unglaubwürdig.<br />

„1536“ soll Bern durch seinen Feldherrn Hans Franz Nägeli in einem<br />

kurzen Zug die Waadt erobert haben. Und jetzt erst entführte die<br />

Siegerin die burgundischen Wandteppiche aus der Kathedrale von<br />

Lausanne nach Bern.<br />

Darüber gibt es wiederum Urkunden:<br />

Im „September 1536“ werden die bekannten Stücke – die Caesar-<br />

Folge, der Trajan-.und Herkinbald-Behang und ein Teppich mit der<br />

Anbetung der drei Könige in einem Inventar anläßlich der Wegnahme<br />

aus dem Domkapitel Lausanne erwähnt.<br />

Die für Lausanne bestimmten Quittungen des Folgejahres „1537“ listen<br />

die Tapisserien aber nicht mehr auf.<br />

Wir haben hier zwei Urkunden aus der gleichen Zeit, die sich widersprechen.<br />

Man kennt diesen Fälscher-Trick: Es ist nicht Vergeßlichkeit<br />

oder Schlamperei, daß ein Dokument ausgerechnet die Dinge<br />

vergißt zu erwähnen, wozu das andere geschrieben wurde. Hier ist<br />

der absichtliche Widerspruch hineingearbeitet worden.<br />

Seit „1536“ also wurden die berühmten Burgunder Teppiche in Bern<br />

aufbewahrt. Dabei geriet deren Herkunft aus Lausanne beinahe in<br />

Vergessenheit (Rapp Buri/Stucky-Schürer, 13).<br />

Warum sagen die Autorinnen „beinahe“? – Die Teppiche sind das<br />

ganze 16. Jahrhundert vergessen worden – einfach weil sie noch<br />

nicht existiert haben!<br />

Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde man sich des Wertes der<br />

im Berner Rathaus liegenden textilen Schätze bewußt (Rapp Bu-

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