Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Gründungssage und Wilhelm Tell im Urteil einiger Historiker
Die Gründungsgeschichte der Schwyzer Eidgenossenschaft ist einfach
zu analysieren: Bern und Zürich gaben die Elemente und vielleicht
sogar das fertige Textbuch den Waldstätten vor.
Gegen diese Erkenntnis sträuben sich konventionelle Historiker,
welche die Innerschweiz für die „Wiege der Eidgenossenschaft“ halten.
Vor allem hat man Mühe zu begreifen, daß es am Anfang keine eigenständige
Geschichte der Waldstätte gibt. Diese waren zu Beginn
der Geschichtszeit eine Tabula rasa. Erst nach und nach wurde dieses
historische Vakuum mit Geschichten von fremden Orten und aus
fremden Zusammenhängen aufgefüllt.
Quelle für die Schwyzer Befreiungsgeschichte und für die Sage von
Wilhelm Tell ist das Weiße Buch von Sarnen. Aber dieses fußt auf
der Berner Chronik von Justinger, stammt also aus der Stettlerschen
Schreibküche des 18. Jahrhunderts.
Auf dieser textlich schmalen Grundlage hat die Tschudi-
Schreibstube das Monument der Schwyzer Gründungsgeschichte
geschaffen.
Johannes von Müller überhöhte dieses Bild kurz vor 1800 ins Pathetische.
Friedrich Schiller übertrug die Sage von Wilhelm Tell in die hohe
Dichtung.
Und trotz aller Kritik – vor allem seit dem 19. Jahrhundert – ist die
Befreiungsgeschichte der Waldstätte in den Büchern stehen geblieben.
Im Zuge der patriotischen Bewegung seit der Gründung des Bundesstaates
1848 hat die Schwyzer Befreiungsgeschichte sogar wieder
einen mehr als hundert Jahre währenden Aufschwung erlebt.
Bezeichnend dafür war, daß für die Bundesfeier von 1891 das alte
Datum der Bundesgründung von 1307 dem neuen von 1291 weichen
mußte.
Das 20. Jahrhundert war für die Geschichtskritik größtenteils eine
verlorene Zeit. Die beiden Weltkriege und die dazwischen liegende
Weltwirtschaftskrise, dazu die totalitären Bewegungen jener Zeit, lie-