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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Unser Wissen von der Vergangenheit entlarvt sich bei näherem Hinsehen<br />

als ungesichert, sagt Gérard Serrade (Serrade, 7). Das trifft<br />

den Stolz der Historiker, die meinen, auch über weit entfernte Epochen,<br />

wie „Mittelalter“ und „<strong>Alte</strong>rtum“ eine Menge zu wissen und genau<br />

datieren zu können.<br />

Die Geschichtswissenschaften mit ihren verwandten Gebieten, der<br />

Archäologie, der Kunstgeschichte und auch der Erdgeschichte, sind<br />

von einem eigentlichen Datierungswahn besessen, gegen den<br />

schwer anzukommen ist.<br />

Der Grund für diesen Wahn leuchtet ein: Wenn man keine genauen<br />

Daten hätte, würde das ganze kunstvolle Gebäude der älteren Geschichte<br />

zu einer einzigen Ebene zusammenfallen. „<strong>Alte</strong>rtum“ und<br />

„Mittelalter“ sind primär nicht durch Inhalte, sondern durch festgesetzte<br />

Zeitrahmen strukturiert. Das Gleiche gilt für Epochen-<br />

Bezeichnungen wie „Steinzeit“, Bronzezeit“ und „Eisenzeit“.<br />

Der Datierungswahn ist begleitet von der menschlichen Neigung,<br />

dem höheren <strong>Alte</strong>r ein größeres Prestige zuzubilligen. Schon erwähnt<br />

wurde, wie sich jeder Ort eines hohen und noch höheren <strong>Alte</strong>rs<br />

zu rühmen sucht, wozu dann die entsprechenden Belege wie<br />

Urkunden gesucht werden.<br />

Um ein hohes <strong>Alte</strong>r zu beweisen sind alle Mittel recht.<br />

1957 wollte die Stadt Basel ihr 2000-jähriges Jubiläum feiern. Zu<br />

diesem Zweck wurden alle örtlichen Historiker in die Pflicht genommen.<br />

Sie sollten durch die absonderlichsten Interpretationen beweisen,<br />

daß die Stadt Basel - und nicht das zehn Kilometer östlich gelegene<br />

„römische“ Augusta Raurica - der früheste Ort war.<br />

Da ich die wesentlichen Dinge über Zeitstellungen und Zeitrechnungen<br />

in der Geschichte bereits in meiner Matrix behandelt habe (<strong>Pfister</strong>:<br />

Matrix), sollen hier nur die wichtigsten Elemente wiederholt werden.<br />

Zuerst ist festzuhalten, daß die Gegenwart der einzig sichere Ankerpunkt<br />

für eine Zeitbestimmung ist. Es ist absurd, einen solchen in<br />

2000-jähriger Entfernung zu bezeichnen. - Und um Zeit zu messen,<br />

braucht es Uhren. Diese aber existierten in alter Zeit nicht. Und es<br />

gibt auch heute keine Methode, um aus älteren Zeiten sichere Daten<br />

zu ermitteln.<br />

Aus dem Publikum wird häufig eingewendet, daß es naturwissenschaftliche<br />

Datierungsmethoden gebe: die C-14-Methode, damit

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