Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

191
In Vocetius, VOCETIUM = VCTM liest man klar VICTUM, victus =
besiegt. Die Helvetier werden schließlich an diesem Berg völlig besiegt.
Schon der Ortsnamenforscher Otto Marti hat jedoch vermutet, daß
der Mons Vocetius auch der Wistenlach sein könnte (Marti: Aufbruch
des Abendlandes, 238). Dieser trug bekanntlich ein Oppidum.
Doch nicht nur der Bözberg und der Wistenlach sind namensgleich,
sondern auch die Grundsilbe der beiden Ortsnamen Aventicum
(VNT) und Vindonissa (VNT).
Die Geschichte des Helvetieraufstandes ist wohl eher auf dem Mont
Vully und in Aventicum zu lokalisieren als in Windisch und auf dem
Bözberg.
Auch der Name des Führers ALPINUS ist bedeutungsvoll. Darin erkennt
man ALBA, die Stadt des Mettius.
Auffällig ist in dieser Geschichte die grausame Behandlung, welche
die widerspenstigen Helvetier erfahren und in einem völligen Gegensatz
zu dem gnädigen Schicksal steht, das ihnen Julius Caesar beschied.
Sicher ist der Sinn des Helvetier-Aufstandes darin zu sehen, daß ein
gläubiges Volk leiden muß. Und wenn das Leiden ein Jahr vor der
Tempelzerstörung von Jerusalem durch Titus und zehn Jahre vor
der Zerstörung von Pompeji war, dann gewinnt das Volk so Ruhm
und Ehre.
Die Helvetische Chronologie datiert den Helvetier-Aufstand ins Jahr
71 AD. Damit wird ein numerologischer Anklang an das Jahr 71 AC
geschaffen. In jenem Jahr wurde der Sklavenaufstand des Spartakus
niedergeschlagen – klar ein christliches Wetterleuchten im alten
Rom.
Stumpf hingegen bringt als Datum des Helvetier-Aufstandes das
Jahr 70 AD. – In jenes Jahr wird heute gemeinhin die Zerstörung Jerusalems
durch Titus und die Wegführung des jüdischen Volkes gesetzt.
Die Geschichtserfindung setzt dieser Aufstands-Sage eine abstruse
Krone auf: Zur gleichen Zeit als die Helvetier von den Römern besiegt
werden, helfen sie diesen, indem sie Hilfstruppen nach Palästina
zur Niederschlagung des jüdischen Aufstandes und zur Eroberung
Jerusalems senden!