Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Lassen wir die sagenhaften „karolingischen“ Klöster St. Gallen, Müstair
(Münster), und Moutier-Grandval beiseite, so wurden die meisten
sogenannten Reformklöster im „11. Jahrhundert“ gegründet. –
Doch Klöster als Kleinst-Städte bedingen richtige Städte. Die Sache
mit den Klostergründungen ist unglaubwürdig.
Die neuzeitlichen Geschichtserfinder mußten sich mit dieser logischen
Unstimmigkeit abfinden. Denn die Blaupause der alten Geschichte
verlangte, daß diese religiös begründet sein mußte. Und
das 11. Jahrhundert ist bekanntlich das Jahrhundert der Kirchenreform
von Hildebrand, dem späteren Papst Gregor VII., dem deutschen
Jesus.
Ein kleiner Treppenwitz liegt in diesen Entstehungslegenden. Die
geistlichen Zentren wurden von klösterlichen „Reform-Orden“ gegründet.
Aber Reformen kann man doch erst nach erfolgter Gründung,
nach einer gewissen Zeit anbahnen?
Ein Beispiel für ein Reformkloster in der Schweiz ist sogar unmittelbar
mit dem Mönch Hildebrand verbunden.
Wie gesagt weilte der „heilige Satan“ 1076 für kurze Zeit im Kloster
Rüeggisberg. Dieses aber war erst im Vorjahr gegründet worden. –
Hat Papst Gregor VII. wohl in einer Bauhütte gewohnt?
Rüeggisberg existierte also schon „1076“.
Für die Gründung der Stadt Bern mußte man jedoch noch volle 115
Jahre warten. – Das ist unglaubwürdig, aber so ist die alte Geschichte
allgemein.
Mehr läßt das Intervall aufhorchen: von 1076 bis 1191.
Nach dem Geschichtsbuch mußte der römische Kaiser Trajan „115
AD“ einen jüdischen Aufstand in Jerusalem niederschlagen. - Der
zeitliche Abstand enthält also schon eine geheime Vorbedeutung.
Keine Stadt hat einen so glorreichen historischen Ursprung aufzuweisen
wie Bern. Und keine adeligen Städtegründer haben mehr
Ruhm erworben als die Zähringer. Diese haben nicht nur die Aare-
Stadt, sondern auch viele andere Orte gegründet und angeblich einen
einzigartigen städtebaulichen Typus, eben die Zähringer-Stadt
geschaffen.
Aber die Geschichtsanalyse entlarvt den Mythos der Zähringer. Der
noch heute gepflegte Kult um jenes sagenhafte Geschlecht ist historisch
unhaltbar.