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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Karl Meyer vollführt hier einen logischen Salto mortale: Wenn eine<br />

Sache auch nur ein Körnchen Wahrheit enthält, so ist sie im Grossen<br />

und Ganzen wahrhaftig. Folglich kann zum Beispiel die ältere Geschichte<br />

nicht erfunden sein, denn sonst hätten sich die Leute nicht<br />

die Mühe genommen, Tausende von Dokumenten darüber herzustellen!<br />

Mit schiefer Logik und spitzfindigen Kombinationen gelingt es Karl<br />

Meyer, alle Widersprüche in der Überlieferung zu glätten und so ein<br />

neues Hohelied auf die Taten der Bundesgründer anzustimmen.<br />

Die Morgarten-Legende ist nach Meyer zum Beispiel das großartige<br />

Vorspiel der 1315er Bundesrevision, die größte Waffentat der Urschweizer,<br />

die erste eidgenössische Freiheitsschlacht am Morgarten<br />

(K. Meyer: Gründung der <strong>Eidgenossen</strong>schaft, 118).<br />

Aber Karl Meyer weiß auch erstaunlich viel über die Vorgeschichte<br />

der <strong>Eidgenossen</strong>schaft.<br />

Beispielsweise berichtet ein obskurer Mathias von Neuenburg, König<br />

Rudolf von Habsburg sei bei der Eroberung von Besançon „1289“<br />

zuerst in eine ausweglose Lage geraten. Am Mont BRÉGILLE =<br />

PRCL = PARACLETUM östlich der Stadt hätte ihn dann ein 1500 (!)<br />

Mann starkes Aufgebot der Schwyzer und Urner aus seiner Umklammerung<br />

befreit und so den erfolgreichen Sturm auf die belagerte<br />

Stadt möglich gemacht.<br />

Karl Meyer besingt dieses abstruse Ereignis in den höchsten Tönen:<br />

Der Sieg von Besançon ist die erste historisch bekannte Schlacht,<br />

die der Dreiländerbund für seine Freiheit geschlagen hat (K. Meyer:<br />

Freiheitskampf, 31).<br />

Ob es den Bergbauern der Innerschweiz in einem unwirklichen 13.<br />

Jahrhundert möglich und sinnvoll gewesen wäre, für einen Kampf in<br />

einem fernen Gebiet die ganze waffenfähige Jungmannschaft wegzuschicken,<br />

wird nicht einmal angedeutet. Jeder Strohhalm wird von<br />

Meyer gebraucht, um seine absurden Behauptungen zu stützen.<br />

Karl Meyers Thesen über die Entstehung der Schwyzer <strong>Eidgenossen</strong>schaft,<br />

seine waghalsigen logischen Konstruktionen, Kombinationen<br />

und Zirkelschlüsse sind abzulehnen. – Damit ist sich die<br />

Mehrzahl der heutigen Historiker einig.<br />

Aber man muß Karl Meyer etwas zu Gute halten: Er hat eine eindeutige<br />

Meinung zur Geschichte der alten <strong>Eidgenossen</strong> geäußert. Und<br />

wer klar Stellung bezieht, verdient auch eine Entgegnung.

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