Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Die moderne Geschichtswissenschaft glaubt nichtsdestoweniger an
die Legende und ist deshalb ratlos in der Beurteilung.
In dem jüngsten Werk über Die Römer in der Schweiz aus der Feder
von Andres Furger wird der merkwürdige Helvetier-Aufstand zum
Hauptereignis der angeblich vierhundertjährigen römischen Besatzungszeit
hochstilisiert (Furger, 86 ff.).
Die reichlich arbiträre Schlußfolgerung in dem genannten Werk ist:
Die Geschichte der Helvetier in römischer Zeit erweist sich als längerer
Zersplitterungsprozeß von der Unterwerfung über den niedergeschlagenen
Aufstand des Jahres 69 bis zur Vernachlässigung ihrer
Hauptstadt Aventicum um 300 (Furger: Römer, 319).
Daß der Name Helvetien überlebt hat, erstaunt bei so viel behaupteter
„Zersplitterung“ und „Vernachlässigung“ des leidgeprüften Volkes!
Doch die Bezeichnung Helvetien ist ohnehin eine Schöpfung der
eidgenössischen Geschichtserfindung im Umkreis von Johannes
Stumpf, Heinrich Brennwald, Aegidius Tschudi und anderer Leute.
In den Anschauungen jener Chronisten und auf dem Hintergrund der
Selbstdarstellung der Schwyzer Eidgenossenschaft kann nach weiteren
Bedeutungen der Helvetier-Geschichte gesucht werden.
Hier soll nur auf die Namen der helvetischen Oberfürsten Orgetorix
und Divico eingegangen werden.
ORGETORIX enthält RIX, den keltischen König. Und aus dem ersten
Namensteil liest man französisch orgueil = Hochmut, Stolz heraus.
Caesars Helvetier-Geschichte ist entstanden, als es bereits die französische
Sprache gab.
DIVICO liest sich als Zusammensetzung aus D + VICTOR. Das D
steht dabei wahrscheinlich für DIES(bach).
Die Helvetier-Geschichte berührt sich so mit der Burgundergeschichte:
Divico steht für den Berner Schultheißen Diesbach, Orgetorix für
seinen Gegenspieler Bubenberg.
Der Ursprung der Helvetier weist also in die Westschweiz und nach
Bern.