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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Betrachtet man die drei Kunstgegenstände, die Goldkanne, den heiligen<br />

Maurizius und den heiligen Candidus unvoreingenommen, so<br />

kann man diesen Kunstwerken wohl ein gewisses <strong>Alte</strong>r zubilligen.<br />

Sie sind vorreformatorisch und vom Stil her „romanisch“. – Nach reiflicher<br />

Überlegung kann man diese sakralen Gegenstände auf weniger<br />

als 300 Jahre schätzen.<br />

Die ältesten erhaltenen Ölgemälde müssen nochmals jünger sein.<br />

Die Malerei auf Leinwand ist eine Erfindung etwa der Mitte des 18.<br />

Jahrhunderts.<br />

Erwähnt werden sollen als Beispiele die Tafelbilder von Hans Leu<br />

dem Älteren, genannt der Zürcher Nelkenmeister. Von ihm sind die<br />

ältesten bildlichen Darstellungen der Stadt Zürich erhalten: eine<br />

Stadtansicht des rechten Limmat-Ufers mit dem Großmünster in der<br />

Mitte (Abbildung 13), und eine solche des linken Ufers mit der Fraumünster-Kirche<br />

in der Mitte und dem Üetliberg im Hintergrund.<br />

Die Tempera-Bilder dieses Hans Leu werden auf etwa „1500“ datiert.<br />

Als Beweis für die frühe Entstehung wird bei dem Fraumünster-Bild<br />

unter anderem angeführt, daß hier nachreformatorische Übermalungen<br />

zu finden sind: Die Heiligenfiguren sind weg retouchiert und<br />

wurden erst im 20. Jahrhundert wieder sichtbar gemacht.<br />

Aber schaut man sich die Tafelbilder von Hans Leu dem Älteren genau<br />

an, so kommt man zum Schluß, daß hier die Stadt Zürich im<br />

Zeitalter der Gotik dargestellt ist. Die angeblichen Übermalungen der<br />

Heiligen sind wahrscheinlich bewußt hinein gearbeitet worden, um<br />

ein früheres Entstehungsdatum zu behaupten.<br />

Die Geschichtserfindung beschränkte sich nicht auf Texte, Inschriften<br />

und Münzen, sondern erstreckte sich auch auf Kunstgegenstände.<br />

Alle großen Künstler der Zeitenwende zwischen Vorgeschichte und<br />

Geschichte wie Dürer, Hans Holbein der Jüngere, Michelangelo,<br />

Raffael, die Schweizer Nelkenmeister, Konrad Witz oder Niklaus<br />

Manuel Deutsch, unterschreiten ein <strong>Alte</strong>r von dreihundert Jahren.<br />

Man muß noch einmal unterstreichen, daß die ersten datierten<br />

Schriftwerke wie Kunstwerke absichtlich falsch datiert oder rückdatiert<br />

wurden.<br />

Der bereits erwähnte bedeutende Berner Skulpturenfund führt zu<br />

ähnlichen Schlüssen. Angeblich sollen diese Steinbildnisse nach der<br />

Reformation in Bern „um 1528“ zerschlagen und in die Münsterplatt-

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