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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Schon die weitläufigen, oft mit Mosaiken ausgestatteten „römischen“<br />

Gutshöfe zeigen leise christliche Spuren. In meiner Matrix erwähne<br />

ich das berühmte Mosaik-Medaillon von Hinton Saint-Mary in der<br />

englischen Grafschaft Dorset: Das Rund stellt einen bartlosen Christus<br />

vor einem Christogramm und flankiert von je einem Granatapfel<br />

dar.<br />

Viele Kirchen des Mittellands wurden übrigens über den Resten von<br />

Villae rusticae erbaut, zum Beispiel die Pfarrkirche von Meikirch bei<br />

Bern, von Herzogenbuchsee oder Münsingen.<br />

Ein interessantes Beispiel stellt auch das gotische Wohnschloß von<br />

Colombier im Kanton Neuenburg dar. Dieses ist über dem Grundriß<br />

einer weitläufigen römischen Villa errichtet: Hier hat man vielleicht<br />

eine Generation gewartet, bis man den alten Platz neu überbaute.<br />

Der Übergang von der „Römerzeit“ zum „Mittelalter“ war auf alle Fälle<br />

abrupt und dauerte offenbar nur Jahre oder ein Jahrzehnt.<br />

Im Weiler Grossgschneit südlich von Köniz und von Bern soll sich<br />

das älteste nachrömische Mauerstück des Bernbiets befinden. Diese<br />

Mauer habe zu einer Pilger-Raststätte gehört und datiere in „karolingische<br />

Zeit“.<br />

Die Mauer von Grossgschneit in der Gemeinde Köniz ist ohne Zweifel<br />

alt. Aber alt ist ein relativer Begriff. Ich gebe dem Gemäuer nicht<br />

dreihundert Jahre. – Und eine „karolingische“ Epoche zu bemühen,<br />

ist unsinnig.<br />

Man könnte endlos Beispiele für unmögliche Datierungen bringen,<br />

die frei durch Jahrhunderte schwimmen, je nach der kunsthistorischen<br />

Einschätzung.<br />

Um so mehr ist es wichtig, sich ein paar Gedanken über eine mögliche<br />

plausible Baugeschichte zu machen.<br />

Als Erstes sollte man, statt Zeiten zu bestimmen, in der Architektur-<br />

und Kunstgeschichte ein paar technologische Kriterien einführen.<br />

Beispielsweise wäre es sinnvoll, die Verwendung von Mörtel im<br />

Mauerbau als Argument zu gebrauchen. Dieses Bindemittel bedeutete<br />

eine technologische und kulturelle Revolution. Allein schon der<br />

Mörtel ist ein Indiz dafür, daß man ein bestimmtes Bauwerk zeitlich<br />

nicht beliebig weit nach hinten ansetzen darf.

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