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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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wird. Die Anfangs-Initiale der Urkunde ist sogar ausgesprochen dürftig<br />

ausgeführt.<br />

Das also soll Berns ältestes schriftliches Zeugnis sein, kaum 27 Jahre<br />

nach seiner angeblichen Gründung ausgestellt? Das ist doch etwas<br />

zu viel behauptet!<br />

Nun ist die Berner Handfeste bei den Geschichtsforschern häufig<br />

angefochten worden. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde von verschiedenen<br />

Gelehrten ein erbitterter Streit um die Echtheit der Urkunde<br />

geführt.<br />

Die Meinung, die sich herauskristallisierte war die, daß die Handfeste<br />

eine Fassung aus späterer Zeit sei. Kaiser Karl IV. soll sie bei<br />

seinem Besuch in Bern „1365“ bestätigt haben.<br />

Andere – auch Richard Feller – wollten die Urkunde nur zeitlich nach<br />

vorne schieben, aber sonst als echt hinstellen. Wiederum andere<br />

halten zur spitzfindigen Auffassung, daß die Berner Handfeste zwar<br />

unecht sei, aber ein echtes Siegel trage. – Und heute hält man offiziell<br />

in Bern, daß das Dokument wohl nur „einige Jahrzehnte“ nach<br />

dem behaupteten Datum verfaßt worden sei.<br />

1953 – im Jahr des Jubiläums „Bern 600 Jahre im Bund der <strong>Eidgenossen</strong>“<br />

ist aus der Feder des damaligen Stadtbibliothekars Rudolf<br />

Strahm ein Buch erschienen, das auf 130 Seiten zu beweisen suchte,<br />

daß die Berner Handfeste echt und zweifellos im Jahre „1218“<br />

ausgestellt worden sei.<br />

Strahms Buch stellt einen Tiefpunkt der Geschichtswissenschaft dar.<br />

Es ist nicht die Argumentation, die bei dem Buch betrübt, sondern<br />

die Tatsache, daß damit alle kritischen Ansätze in der Geschichtswissenschaft<br />

verworfen werden und die heute herrschende vollkommene<br />

Urkundenanbetung eingeleitet wurde.<br />

Nebenher ein letzter Einwand gegen Strahms ärgerliche Apologie<br />

der Berner Handfeste: Wer so viel Seiten aufwendet, um die Echtheit<br />

nur einer Urkunde zu stützen, beweist das Gegenteil!<br />

Aus geschichtskritischer Sicht ist die ganze Auseinandersetzung um<br />

die Echtheit oder Fälschung der Berner Handfeste verlorene Liebesmüh.<br />

Diese Urkunde ist so echt und so falsch wie alle anderen<br />

Stücke. - Und man muß einwenden, daß die Forscher allzu sehr nur<br />

formale Kriterien untersuchten: Wie unterscheide ich eine echte von<br />

einer falschen Urkunde von Friedrich II.? Das ist ein Katz-und-Maus-<br />

Spiel, weil alle Dokumente zeitlich auf einer Ebene stehen.

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