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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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336<br />

Eine humanistische Interpretation erfährt bei Koller auch Wilhelm<br />

Tell.<br />

Dieser Meisterschütze, der den fremden Vogt Gessler erschießt,<br />

scheint ein klassischer Vertreter des Tyrannenmörders zu sein:<br />

Wiederum zeigt sich, daß wesentliche Züge auch der Tellen-Episode<br />

gelehrte Erfindungen sind, die dem Hauptthema zugeordnet werden:<br />

dem Kampf der Waldstätte gegen die Tyrannen (Koller, 261).<br />

Diese Meinung aber greift zu kurz. In der ursprünglichen Blaupause,<br />

wie sie im Weißen Buch vorliegt, muß Tell eine andere – religiöse<br />

Bedeutung haben.<br />

Trotz diesen Mängeln ist Kollers Artikel beinahe genial zu nennen. –<br />

Die Anregungen werden uns bei einer neuen Deutung der Waldstätte<br />

und der Befreiungslegende helfen.<br />

Über Wilhelm Tell ist 1990 aus der Feder von Jean-François Bergier<br />

ein dickes Buch erschienen, das den aktuellen Forschungsstand<br />

wiedergibt. Aber bei der Durchsicht hat man Mühe, brauchbare Anhaltspunkte<br />

für eine Analyse der Tellen-Geschichte zu finden. Mehr<br />

noch: Fast zwei Drittel des Werkes haben nichts mit der Sagengestalt<br />

zu tun! Statt dessen wird weit ausgeholt, sogar eine Geographie<br />

der Innerschweiz präsentiert und ein Abriß der Schweizer Geschichte<br />

von den Helvetiern und Römern bis Morgarten geboten.<br />

Bergiers Werk ist erzählend, nicht analytisch. – Als Fazit muß man<br />

annehmen, daß Tells Realität und Mythos – wie der Untertitel des<br />

erwähnten Werkes heißt – noch heute ungeklärt ist.<br />

Ein Werk des Genfer Historikers Alfred Berchtold von 2004 über Wilhelm<br />

Tell ist zwar schwer und enthält ein umfangreiches Literaturverzeichnis.<br />

– Aber etwas Nennenswertes in diesem Kontext enthält<br />

das Buch nicht.<br />

Das Rütli, Wilhelm Tell und Gessler<br />

Das Weiße Buch von Sarnen als älteste und alleinige Quelle für die<br />

Schwyzer Befreiungsgeschichte und die Sage von Wilhelm Tell<br />

stammt aus der Zeit der beginnenden Schriftlichkeit um die Mitte des<br />

18. Jahrhunderts.<br />

Die Ikonographie von Tell beweist die gleiche Entstehungszeit. – Es<br />

ist unmöglich, ältere Elemente festzustellen.

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