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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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hingegen soll erst „1537“ eine Druckerei eingerichtet worden sein; in<br />

Freiburg im Üechtland sogar erst „1585“.<br />

Kann jemand die schleppende Verbreitung des Druckwesens auf einem<br />

so kleinen Gebiet wie der Schweiz und Süddeutschland vernünftig<br />

erklären?<br />

Und wenn man frühe eidgenössische Druckerzeugnisse kritisch betrachtet,<br />

wird die Verwirrung vollständig. Ein paar Beispiele sollen<br />

das beleuchten.<br />

Basel war bekanntlich die große schweizerische Humanistenstadt.<br />

Deshalb kamen dort frühe und wichtige Werke heraus.<br />

So soll Erasmus von Rotterdam in der Stadt am Rheinknie „1516“<br />

ein vollständiges Neues Testament auf Griechisch mit lateinischer<br />

Übersetzung herausgegeben haben. Diese Ausgabe kam merkwürdig<br />

früh und ist nachträglich gesehen unerklärlich, findet Uwe Topper<br />

(Topper: Die Grosse Aktion, 70).<br />

Neben Zürich nahm Bern ohne Verzug die Reformation auf. Bereits<br />

„1523“ erließ die Berner Regierung ein Predigt-Mandat zum Nutzen<br />

und Frommen aller Prediger in seinem Herrschaftsgebiet. Da man<br />

angeblich noch keine eigene Druckerei hatte, ließ man das Dekret in<br />

Basel drucken (Abbildung 4).<br />

Das Berner Predigtmandat ist ein dicker Brocken für einen kritisch<br />

urteilenden Historiker. Auf dem Druckblatt fällt die reich ornamentierte<br />

Initiale W auf. – Angeblich habe diese der bekannte Berner Dichter<br />

und Künstler Niklaus Manuel Deutsch geschaffen.<br />

In der Initiale findet sich auch eine figürliche Darstellung: Da schießt<br />

ein Wilhelm Tell seinem Sohn mit der Armbrust den Apfel vom Kopf!<br />

Haben die Fälscher gemeint, sie würden damit das unmöglich frühe<br />

Datum von „1523“ plausibel machen?<br />

Die Tell-Illustration führt geradewegs zur „frühesten“ gedruckten<br />

Chronik der Schwyzer Geschichte, der Kronica von der loblichen<br />

Eydtgnoschaft, jr harkommen und sust seltzam strittenn und geschichen<br />

von Petermann Ettelin, „1507“ in Basel erschienen.<br />

Bei dieser Gelegenheit soll auf das sonderbare Deutsch des Titels<br />

hingewiesen werden. Angeblich ist das frühes Neuhochdeutsch.<br />

Aber bei vielen alten Darstellungen bekommt man den zwingenden<br />

Verdacht, die Chronisten hätten absichtlich in altertümelnder Sprache<br />

geschrieben, um ein höheres <strong>Alte</strong>r ihrer Texte vorzuspiegeln.

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