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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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gen. Das kann nur gelingen, indem man die Quellenkritik vernachlässigt.<br />

Diese ist ein Stiefkind der historischen Forschung.<br />

Bis ins zwanzigste Jahrhundert existierte wenigstens da und dort eine<br />

kritische Grundhaltung gegenüber alten Quellen. Danach haben<br />

sich die Verhältnisse ins Gegenteil verkehrt. Heute dominiert eine<br />

geradezu verbrecherische Quellen- und Überlieferungsgläubigkeit.<br />

Quellenkritik wurde ersetzt durch Quellenanbetung. Das gilt für alle<br />

Arten von Überlieferung: geschriebene Dokumente, Kunstgegenstände,<br />

Bauwerke: Diese Dinge stammen gemäß den heutigen Forschern<br />

aus den Zeiten und von den Autoren, welche die Handbücher<br />

und Lexika nennen.<br />

In der Geschichtswissenschaft herrscht eine Art philosophischer<br />

Nominalismus: Die Quellen sind echt und die behaupteten Zeiten<br />

ebenfalls, weil das so bestimmt worden ist. Zweifel und Veränderungen<br />

sind ausgeschlossen. Man muß diese Geschichte auch glauben,<br />

wenn sie absurd ist. Credo quia absurdum!<br />

Die neuere schweizergeschichtliche Forschung weiß von der Quellenproblematik.<br />

Zum Beispiel stellt der Historiker Michael Jucker fest,<br />

daß in der Zeit „um 1470“ ein deutlicher Verschriftlichungsschub einsetzt<br />

(Jucker, 2004). – Aber dieses „Spätmittelalter“, in welchem die<br />

Quellen zu sprudeln beginnen, muß um zweieinhalb Jahrhunderte<br />

nach vorne verschoben werden.<br />

Handschriften<br />

Die älteste Quellenüberlieferung ist ausschließlich handschriftlich,<br />

weil der Buchdruck erst später erfunden wurde.<br />

Nicht einmal dieser scheinbar einleuchtende Lehrsatz der historischen<br />

Quellenkunde stimmt, wie wir bald sehen werden. – Aber lassen<br />

wir die Aussage fürs erste.<br />

Die alten Texte wurden zuerst auf Papyrus, dann auf Pergament geschrieben,<br />

weil das Papier erst später erfunden wurde.<br />

Auch dieser zweite Lehrsatz der Quellenkunde ist nicht richtig.<br />

Schon am Anfang unserer kurzen Betrachtung über die alten Handschriften<br />

haben wir es also mit unbewiesenen und falschen Behauptungen<br />

zu tun. Wir gehen die Axiome der handschriftlichen Überlieferung<br />

im Einzelnen durch.

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