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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Erkennt niemand, daß GRANICOS und GRANDSON gleiche Namen<br />

sind? Sieht niemand, daß in der ganzen Weltgeschichte nur zwei<br />

Fürsten die Unvorsichtigkeit begangen haben, auf ihre Feldzüge den<br />

ganzen Staatsschatz und alle ihre Kostbarkeiten mitzunehmen?<br />

Die angesprochenen Parallelitäten müssen vorsichtig entwirrt werden.<br />

Eben wurde gesagt, daß Karl der Kühne parallel zu Alexander<br />

dem Grossen zu setzen sei. Jetzt ergibt sich, daß der Perserkönig –<br />

also Alexanders Gegner – die Züge des Burgunderherzogs trägt.<br />

Die Unmöglichkeit eines Burgunderreiches im westeuropäischen<br />

Spätmittelalter und eines Burgunderkrieges kann mit ein paar kritischen<br />

Überlegungen widerlegt werden.<br />

Angeblich soll das Herzogtum Burgund „1363“ entstanden sein, als<br />

das französische Königshaus der Valois, die burgundischen Lande<br />

einem Seitenzweig als Apanage übergab. – Aber welcher machtbewußte<br />

König entläßt schon bedeutendes Krongut in die de facto-<br />

Selbständigkeit?<br />

Innerhalb eines Jahrhunderts soll dieses sagenhafte Burgund zu einer<br />

bedeutenden Mittelmacht zwischen Frankreich, England und<br />

dem Deutschen Reich aufgestiegen sein.<br />

Dem märchenhaften Reichtum der „Burgunder“ steht die betrübliche<br />

Feststellung gegenüber, daß dieses Gebiet Zeit seiner Existenz unbestimmt<br />

in seinen Grenzen war und nie etwas besaß, was man<br />

heute Infrastruktur nennt. - Aus welchen zentralen Orten der wirtschaftliche<br />

Reichtum des Herzogtums erwirtschaftet wurde, bleibt<br />

unbestimmt. War es Brüssel, Dijon oder Dôle?<br />

Nach Philipp dem Guten, „gestorben 1467“, soll sein Sohn Karl der<br />

Kühne das Herzogtum zum Zenith geführt, aber durch Vermessenheit<br />

– eben Kühnheit (lateinisch: temeritatem, temeritas) - ins Verderben<br />

geführt haben. Der dreijährige Burgunderkrieg von „1474 bis<br />

1477“ besiegelte das Ende. Das Herzogtum wurde aufgeteilt.<br />

Doch: Feldzüge von solcher zeitlicher Ausdehnung sind im Mittelalter<br />

höchst selten und können nur mit den Kreuzzügen und den deutschen<br />

Kaiserfahrten nach Italien verglichen werden (Deuchler, 4).<br />

Noch merkwürdiger ist der Umstand, daß sich Karl der Kühne mit<br />

seinem Heer nicht gegen die wirklich gefährlichen Feinde, also<br />

Frankreich und das Deutsche Reich, sondern gegen die unbedeutenden<br />

<strong>Eidgenossen</strong> wandte und dort verlor: Diese gewaltige<br />

Kriegsmaschinerie zerschellte, für alle Beteiligten höchst überra-

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