Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Zähringer sind ein Teil der Geschichtserfindung – vor dem 18. Jahrhundert
undenkbar.
Und jede stilgeschichtliche Betrachtung zeigt das Monument für die
Zähringer als Werk des Barocks – also ebenfalls in die zuletzt genannte
Zeit zu setzen.
Um die Entstehungszeit des Berner Münsters zu bestimmen, gibt es
ein gleichzeitiges Bauwerk, nämlich die Plattform.
Bekanntlich mußten für den neuen Großbau der Kathedrale von
Bern der Plateaurand und der Baugrund gegen die südlich liegende
Matte hin gesichert werden. Das gewaltige Verstärkungswerk nun ist
ebenso wie das Münster größtenteils in Sandstein aufgeführt – ein
vor dem 18. Jahrhundert ungebräuchlicher Baustoff.
Auch die Mauerverkleidung mit Buckeln oder Bossen spricht für eine
junge Entstehungszeit.
Eine fünfhundertjährige Dauer des gotischen Baustils ist eine Absurdität
ersten Ranges.
Und wie soll man das zeitliche Nachhinken der deutschen Gotik gegenüber
Frankreich erklären? - Die berühmten nordfranzösischen
Kathedralbauten wie Chartres, Amiens. Laon und Beauvais hätten
schon „um 1200“ gestanden, Jahrhunderte bevor sich dieser Stil in
den deutschen Landen verbreitet habe.
Die Romanik ist der Vorgängerstil der Gotik. Sie ist, wie der Name
sagt, als Nachfolgerin der „römischen“ Kunst aufzufassen.
Unter dem Begriff romanische Kunst kann man eine Reihe Stile zusammenfassen,
die nach der konventionellen Auffassung inhaltlich
und zeitlich weit auseinander liegen: die „frühchristlichen“ Bauten,
die „karolingische“, die „ottonische“ und die eigentliche romanische
Kunst des „Hochmittelalters“.
Die erwähnten Kirchen-Komplexe in der Oberstadt von Genf, das
Baptisterium von Riva San Vitale, das Großmünster von Zürich und
die anderen Bauten der Romanik stammen folglich aus einer einzigen
Epoche. Und diese hat sich erst vor drei Jahrhunderten ausgebildet.
Der zeitliche Unterschied zwischen romanischem und gotischem
Baustil kann nur Jahrzehnte, nicht Jahrhunderte betragen.