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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Standfigur eines männlichen Heiligen (Sladeczek, 328 ff.) mit einer<br />

Widmung: Meinrat der gol(d)smit mcccc (1500). Dieser Goldschmied<br />

ist um diese Zeit auch urkundlich belegt – aber das will nichts heißen.<br />

Viel klarer, weil offensichtlich eine barocke Fälschung, ist die lateinische<br />

Inschrift an einer alten Glocke in der ehemaligen Propstei Wagenhausen,<br />

am linken Rheinufer gegenüber Stein am Rhein. Eine<br />

Glocke, so alt wie die <strong>Eidgenossen</strong>schaft, betitelte die Neue Zürcher<br />

Zeitung vor Jahren einen Bericht über diesen Kunstgegenstand<br />

(NZZ, 31.7.2002). Und weshalb? Weil die gotische Inschrift neben<br />

der Widmung an die Muttergottes „1291“ als Stiftungsjahr angibt!<br />

Nun ist die Vorstellung, eine Glocke läuten zu hören, die genau im<br />

angeblichen Gründungsjahr der Schwyzer <strong>Eidgenossen</strong>schaft eingeweiht<br />

wurde, ganz hübsch. Aber nur ein Fingerhut kritischer Geschichtsanalyse<br />

widerlegt diese Behauptung.<br />

Der Dachreiter, in welchem die Glocke von Wagenhausen angebracht<br />

ist, stammt sicher aus dem 18. Jahrhundert. Der Klangkörper<br />

wurde erstmals „1679“ erwähnt – immer noch zu früh, aber nicht<br />

mehr weit von der sicheren Entstehungszeit entfernt.<br />

Zudem gleicht die Marienglocke von Wagenhausen in Form und gotischer<br />

Inschrift derjenigen der Pfarrkirche des benachbarten Ortes<br />

Burg an der Stelle des früheren spätrömischen Kastells Tasgetium. –<br />

Statt beide Klangkörper der Geschichtszeit zuzuweisen, wo sie hingehören,<br />

wird „Ende des 13. Jahrhundert“ angenommen!<br />

Wie kann man ein Datum „1291“ glauben, wenn die nächste Erwähnung<br />

vierhundert Jahre später ist?<br />

Auch aus dem Bernbiet sind zwei alten Glocken mit fragwürdigen<br />

Datierungen und Inschriften zu erwähnen.<br />

Da gibt es eine Kirchenglocke, die der lateinischen Schutzinschrift<br />

zufolge „1434“ gegossen und in Romont verwendet wurde.<br />

„1475“ holten die Berner den Klangkörper nach Bern – gewissermaßen<br />

als Teil der „Burgunderbeute“. Die Glocke von Romont soll hernach<br />

in Belp, dann in Zimmerwald gedient haben und befindet sich<br />

heute im Historischen Museum Bern (Bildersturm, 165).<br />

Und aus der ehemaligen Wallfahrtskirche Oberbüren bei Büren an<br />

der Aare hat sich ein Glockenfragment von angeblich „1508“ erhalten.<br />

Dargestellt ist ein sogenanntes Bern-Rich, ein Reichsschild mit

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