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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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28<br />

Kein Wunder, daß Sankt Gallen 1983 in die angesehene Liste des<br />

UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde.<br />

Für die Vermarktung der ostschweizerischen Stadt mag dieses Etikett<br />

gut sein. Doch wir suchen die historische Wahrheit. Also erlauben<br />

wir uns einige Fragen zu stellen.<br />

Es gab sicher ein Kloster Sankt Gallen, wenngleich die Stadt die Reformation<br />

mitmachte. Fortan bildete das religiöse Zentrum eine fürstliche<br />

Abtei der alten <strong>Eidgenossen</strong>schaft. In diesen Zeiten sind die<br />

heutige Stiftskirche, die Stiftsbibliothek und die übrigen Gebäude<br />

entstanden.<br />

Aber die Abtei gab sich nicht mit ihrer bloßen Existenz zufrieden. Mit<br />

großem Aufwand stellte sie eine monumentale Geschichtslegende<br />

her von einem blühenden Kloster, das 1000 Jahre vorher entstanden<br />

sei.<br />

Die Abtei sammelte vor allem einen eindrucksvollen Stock Handschriften,<br />

die aus der ganzen Zeit des „Mittelalters“ stammen sollen.<br />

Die gewaltige Geschichtslüge von einem reichen Kloster Sankt Gallen<br />

und kostbaren Handschriften in urgrauen Zeiten wird noch heute<br />

geglaubt und staatlich gepflegt.<br />

Die Stiftsbibliothek Sankt Gallen ist zu einer Propagandastätte für<br />

das angebliche christliche Mittelalter geworden.<br />

Danach lägen die Ursprünge des Klosters Sankt Gallen in einer nebulösen<br />

„frühmittelalterlichen“ Zeit. Es gab damals kaum schriftliche<br />

Aufzeichnungen, und die Kultur muß gegenüber der Römerzeit auf<br />

ein jämmerliches Niveau gesunken sein.<br />

Das Handbuch der Schweizer Geschichte weiß nichtsdestoweniger<br />

erstaunlich viel über jene Anfänge zu berichten:<br />

720 gründete der alemannische, aber in Rätien am Bischofshof erzogene<br />

Priester Otmar an der Grabstätte des Gallus, wo sich ja<br />

schon immer eine kleine Einsiedelei befunden hatte, das Kloster St.<br />

Gallen. In der Folge unterstellte er es der Benediktinerregel. Den<br />

Auftrag zur Gründung gab ihm der Tribunus Waltram von Arbon, der<br />

Grundherr der Gegend. Unterstützt wurde er aber auch vom Präses<br />

Viktor und den alemannischen Herzögen (Handbuch, I, 119).<br />

Der pseudohistorische Nonsens dieser Zeilen ist nicht zu überbieten.

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