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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Die Chronik von Petermann Etterlin ist interessant, aber vom Inhalt<br />

her nicht überragend. Für die ältere Zeit - und das sind in seinem<br />

Werk ungefähr zwei Drittel - schreibt er vorwiegend Justinger ab. -<br />

Und in welche Zeit dieser Justinger zu setzen ist, werden wir bald<br />

sehen.<br />

Eigentlichen Quellenwert schreibt man der Etterlin-Chronik nur für<br />

den Burgunderkrieg zu. Und gerade für die „Zeitgeschichte“, also die<br />

Jahre vor dem angeblichen Druckdatum, wird der Chronist unzuverlässig<br />

und bricht schließlich ganz ab.<br />

Berühmt ist Etterlins Druckwerk, dieses Programm einer gesamteidgenössischen<br />

Chronik (Bodmer, 60) nicht wegen des mittelmäßigen<br />

Textes, sondern wegen seiner Holzschnitte.<br />

Besonders zwei Bilder aus Etterlin sind es, die in fast jedem illustrierten<br />

Geschichtswerk über die alte <strong>Eidgenossen</strong>schaft wiedergegeben<br />

werden: das Bild von der Besiedlung der Waldstätte und die Tell-<br />

Szene.<br />

Das letztere Bild schafft einen Zusammenhang mit der erwähnten<br />

Tell-Abbildung in der Initiale des Berner Predigtmandats – auch mit<br />

der Darstellung aus einer Handschrift (Abbildung 34). Diese stammen<br />

aus der hohen Zeit der Geschichtsschöpfung stammen, sind als<br />

zeitgleich anzusehen.<br />

Das Verhältnis zwischen Handschriften und Drucken ist völlig anders<br />

als von der konventionellen Wissenschaft dargestellt.<br />

Bisher galt das Axiom, daß Handschriften grundsätzlich älter sein<br />

können als Drucke, weil der Buchdruck später erfunden wurde.<br />

Eine genaue Betrachtung der alten schriftlichen Überlieferung läßt<br />

jedoch keinen <strong>Alte</strong>rsunterschied zwischen Drucken und Handschriften<br />

feststellen.<br />

Damit fällt eine kapitale Behauptung der Textüberlieferung: Es ist<br />

nicht wahr, daß die erhaltenen alten Schriften deshalb von Hand geschrieben<br />

und illustriert worden seien, weil es den Buchdruck noch<br />

nicht gegeben habe. Zu der Zeit, als man begann, die alten Texte<br />

niederzuschreiben, existierte die schwarze Kunst schon.<br />

Weshalb um Himmels willen schreibt man von Hand riesige Mengen<br />

Handschriften, Urkunden, Codices, Manuale, Rechnungsbücher,<br />

wenn der Buchdruck existiert? – Vermutlich unterschätzen wir die<br />

Triebfedern der Grossen Aktion der Geschichtserfindung.

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