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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Zweikampf zwischen einem Mann und einer Frau in der Matte<br />

zu Bern, „1288“<br />

Eine hübsche Abbildung zu einer mehr als merkwürdigen Geschichte! Da soll<br />

„1288“, genau an dem achtenden tag der kindlen – das heißt acht Tage nach dem<br />

bethlehemitischen Kindermord, also am 4. Januar - in der Matte zu Bern, der Unterstadt<br />

am Aare-Ufer, ein Zweikampf zwischen einem Mann und einer Frau stattgefunden<br />

haben, wobei letztere siegte: und lag die frow ob.<br />

Man sieht eine stattliche, prächtig und anziehend gekleidete Dame, mit Hörner-<br />

Haube und wehendem Schleier. Mit einem großen umgegürteten Schwert und einer<br />

Lanze bewaffnet, hat sie ihren Kontrahenten, einen gepanzerten Ritter zu Boden<br />

gestoßen.<br />

Was soll die absurde Geschichte aus einer sagenhaften Frühzeit der Stadt? – Bisher<br />

konnte kein Historiker diese Kuriosität erklären oder auch nur kommentieren.<br />

In diesen paar Zeilen steckt eine umfangreiche Geschichte. Mit der Geschichtsanalyse<br />

läßt sich die Episode entschlüsseln.<br />

In den alten Geschichten ist die Frau häufig ein Symbol für die Kirche. Die Episode<br />

will also sagen, daß in Bern der rechte Glauben, die rechtgläubige Kirche, die Oberhand<br />

gewonnen habe. Diese Deutung wird unterstützt durch die Jahrzahl 1288. Die<br />

88 bedeuten acht Mal die Jesus-Zahl 11 – nebst weiteren numerologischen Bezügen<br />

(Tabelle 4).<br />

Anderseits muß man wissen, daß die wichtigste literarische Vorlage zur Konstruktion<br />

der älteren Geschichte der Sagenkreis um Troja ist. Der trojanische Krieg begann<br />

bekanntlich wegen einer Frau. – Auch in Bern fing „1288“ ein solcher zehnjähriger<br />

Konflikt an, der „1298“ durch den Sieg im Jammertal beendet wurde.<br />

Troja selbst liegt am Fuße eines Vulkanberges. Deshalb ist dieser angebliche Zweikampf<br />

in der Matte angesiedelt worden; dort wo man zum Berg – der Oberstadt -<br />

hinauf schaute.<br />

Der Künstler von Justingers illustrierter Chronik, dem sogenannten Spiezer Schilling,<br />

ist ein Meister der Verschleierung. Er kennt das Weichbild der Stadt. Um das<br />

Bild alt aussehen zu lassen verfremdet er die Architektur in grotesker Weise.<br />

Trotzdem erkennt man in der Illustration einen Ausschnitt des realen Berner Stadtbilds:<br />

Rechts neben dem Kampfplatz sieht man die mit Lauben versehene Häuserzeile<br />

des Mattequartiers.<br />

Das Gotteshaus in der Mitte kann nur das gotische Münster sein – trotz seitlich angebrachtem<br />

Rundturm. – Und die große Terrasse davor stellt die Plattform dar.

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