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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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144<br />

Wann hat sich diese Heraldik, dieser Kult der Banner entwickelt? –<br />

In vielen Geschichten ist zum Beispiel für die Chronisten nicht so<br />

sehr Sieg oder Niederlage wichtig, sondern das Erbeuten von fremden<br />

Fahnen – oder der Verlust von eigenen.<br />

Ein interessantes Bild ist auch die Illustration, wie König Sigismund<br />

„1413“ mit einer Flotte Venedig bedroht.<br />

Die Seestadt ist sehr morgenländisch gezeichnet und erinnert in der<br />

Ferne an Konstantinopel. – Und die königlichen Schiffe sind richtige<br />

Karavellen des 18. Jahrhunderts, mit Kanonen bestückt, deren Rohre<br />

aus dem Rumpf ragen.<br />

Schießpulver und Geschütze sind nach der konventionellen Geschichte<br />

vor sechshundert Jahren möglich, der Evidenz aber erst im<br />

18. Jahrhundert.<br />

Die Gugler sollen „1375“ ins Schweizer Mittelland eingefallen sein.<br />

Aber schon zehn Jahre vorher hätten diese marodierenden Kriegerscharen<br />

aus England das Elsaß verheert – eine typische Verdoppelung<br />

und Präfiguration, wie sie in der erfundenen Geschichte häufig<br />

vorkommen.<br />

Der Zeichner des Spiezer Schilling hat die Ankunft der Englischen im<br />

Elsaß „1365“ in einer hübschen Illustration festgehalten (Abbildung<br />

21).<br />

Man sieht auf diesem Bild im Vordergrund eine dicht gedrängte bewaffnete<br />

Reiterkolonne, die ihre Pferde im Rhein tränkt.<br />

Die Banner und Standarten der Schar tragen teilweise merkwürdige,<br />

sogar arabische Schriftzeichen. – Und auch die Turbane der Anführer<br />

sehen fremdländisch, man möchte meinen morgenländisch aus.<br />

Eine idyllische Flußlandschaft und ein bizarres Gebirge aus Felstürmen<br />

nehmen den Mittelgrund ein.<br />

Aber am Interessantesten ist das im Hintergrund dargestellte Straßburg:<br />

Deutlich ist der rundliche Perimeter der Stadt in der Nähe des<br />

Rheins wiedergegeben. Und noch deutlicher erkennt man das realistisch<br />

dargestellte Münster. Die Kathedrale wird dabei mit ihrer imposanten<br />

Westfassade in dem Zustand, wie wir sie heute kennen<br />

gezeigt, also mit nur einem vollendeten Turm.<br />

Wenn man die offizielle Baugeschichte mit den absurd frühen Datierungen<br />

vergißt, so kann sich das Straßburger Münster in der Form<br />

erst kurz nach der Mitte des 18. Jahrhunderts präsentiert haben.

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