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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Die Ankunft der Englischen im Elsaß<br />

(Daß die ersten Engelschen in daß Elsaß kamen und gar großen schaden tatent.)<br />

Diese schöne Illustration aus Diebold Schillings Spiezer Chronik ist geschichtsanalytisch<br />

von größtem Wert.<br />

Bekanntlich soll „1375“ ein arbeitsloses englisch-französisches Söldnerheer, Gugler<br />

(Gügeller) genannt, vom Elsaß her in das Schweizer Mittelland eingedrungen sein<br />

und dort große Verheerungen angerichtet haben. Allein ihre Reiterei soll 80'000 (!)<br />

Mann gezählt haben. – Eine absurde Geschichte!<br />

Doch geschichtsanalytisch ist die Gugler-Sage von höchstem Wert. Dahinter stehen<br />

die Mönchskutten- oder Caracalla-Leute. – Kein Wunder, daß sie sich in Helvetien<br />

nicht in Städten, sondern in Klöstern einquartierten.<br />

Wie so häufig in der erfundenen Geschichte, hat auch der Guglerkrieg einen Vorläufer.<br />

„1365“ soll ein ähnliches Söldnerheer mit 40'000 (!) Reitern ins Elsaß eingedrungen<br />

sein, große Verheerungen angerichtet haben, bevor der Kaiser es vertrieb.<br />

Auf der Abbildung sieht man das feindliche Heer, das am Rhein seine Pferde tränkt.<br />

Die Kopfbedeckungen sind vielleicht seltsam, aber daß man sie deshalb „Gugler“<br />

genannt habe, ist unglaubwürdig. – Merkwürdig sind auf alle Fälle die östlich anmutenden<br />

Turbane einiger Männer. Und auf den Bannern erkennt man sogar einzelne<br />

arabische Schriftzeichen. Ebenfalls kryptisch muten die zwei Buchstabenfolgen ELS<br />

und SLE an.<br />

Im Hintergrund sieht man eine hübsche Flußlandschaft, aber auch schon Abteilungen<br />

des kaiserlichen Heeres, das die englischen Reiter vertreiben wird. – Die bizarren<br />

Felstürme links sollen das Vogesen-Gebirge darstellen.<br />

Ganz hinten erkennt man die Stadt Straßburg, deutlich mit der ovalen Mauerbegrenzung<br />

und dem charakteristischen Münster mit der monumentalen eintürmigen<br />

Westfassade. – So aber kann das Bauwerk frühestens ab der Mitte des 18. Jahrhunderts<br />

ausgesehen haben. Der Zeichner verrät also seine wahre Zeit, in der er<br />

lebte: Nicht „um 1480“, sondern nach 1760 hat er diese Chronik illustriert.<br />

Trotz aller Verfremdung kannte der anonyme Illustrator Straßburg und das Elsaß<br />

aus eigener Anschauung.<br />

Vielleicht steckt der aus jener Stadt gebürtige Maler Albrecht Kauw dahinter. – Die<br />

Strich- und Farbgebung zeigt auch schon Anklänge an den Berner Kleinmeister Johann<br />

Ludwig Aberli, der nach 1760 zu wirken begann.<br />

Die Geschichtserfindung verrät sich hier im Bild.

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