Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

351
So wie die Juden nach Babylon in Gefangenschaft geführt werden,
so die Helvetier nach Rom, ins Römische Reich.
Gefangenschaft nun heißt auf hebräisch shev’it. Das Wort kommt allein
in den Klageliedern elf Mal vor.
Die Schwyzer sahen sich demnach als hebräische Leidensgenossen
an, welche lange Zeit als Gefangene beim Herrscher von Babylon
leben mußten.
Das oben genannte hebräische Wort paßt besser als shvu’ah =
Schwur. Mit letzterem Wort sind eher die Schwaben gemeint. – Doch
vielleicht war ein Anklang beabsichtigt: Die Schwyzer sind gleichzeitig
Schwurgenossen.
Elemente einer möglichen wahren Entstehung der Schwyzer
Eidgenossenschaft
Die wahre Geschichte der Eidgenossenschaft läßt sich nach den hier
dargelegten Argumenten erst spät fassen. – Die plausible Überlieferung
zeigt das politische Gebilde, das vor 1798 existiert hat.
Als die Vorgeschichte langsam in Geschichte überging, müssen die
Dinge noch im Fluß gewesen sein. Doch über die Entstehung der alten
Eidgenossenschaft verrät uns die alte Überlieferung wenig
Glaubwürdiges.
Wir können folglich nur Mutmaßungen und Hypothesen anstellen –
gleich wie über den Verlauf der Kulturgeschichte vor der Schwelle
zur Geschichtszeit.
Wenn wir trotzdem etwas über die vermutlichen wahren Ursprünge
der alten Eidgenossenschaft erfahren wollen, müssen wir das von
zwei Seiten her tun.
Zum ersten enthält die Geschichtserfindung selber einen realen
Kern, allerdings verschleiert und durch eine absurde Chronologie
über Jahrhunderte und Jahrtausende gedehnt.
Dann widerspiegelt die alte Eidgenossenschaft, wie sie aus dem
Dunkel der Vorzeit auftaucht, selbst in einem gewissen Sinne ihre
Entstehung.
Aus beiden Elementen läßt sich mittelbar etwas gewinnen.
Die erfundene Geschichte der alten Eidgenossen berichtet von der
Bundesgründung, von verschiedenen inneren Zwistigkeiten unter ihren
Mitgliedern und von Abwehrkriegen gegen äußere Feinde.