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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Darauf gibt es keine Antwort. Man kann nur zum wiederholten Male<br />

betrübt feststellen, daß die Geister der meisten Forscher offenbar<br />

gleichgeschaltet sind und blind den gängigen Lehrmeinungen folgen.<br />

Um die Bilderchroniken in die richtige Zeit zu setzen, sind inhaltliche<br />

Analysen nötig. Es sind die gleichen Kriterien anzuwenden, welche<br />

die angeblich „mittelalterlichen“ illuminierten Handschriften in die Zeit<br />

der Renaissance und des Barock verweisen.<br />

Wie die Handschriften, so sind auch die Bilder der Handschriften und<br />

Chroniken bei aller künstlerischen Kreativität auf alt gemacht; sie<br />

gaukeln ein hohes <strong>Alte</strong>r nur vor.<br />

Richtig figurieren bei Hans Christoph von Tavels Darstellung die<br />

Berner Bilderchroniken unter dem Titel Anachronismus und Kreativität<br />

(Kunst und Kultur im Kanton Bern, in: Illustrierte Berner Enzyklopädie,<br />

IV, 14).<br />

Die Betrachtungen beschränken sich hier auf den sogenannten<br />

Spiezer Schilling. Erstens ist diese die künstlerisch gelungenste Berner<br />

und Schwyzer Bilderchronik. - Und auch die thematische Geschlossenheit<br />

des Werkes macht Schillings angeblich letzte Chronik<br />

zu einem geeigneten Objekt der Analyse.<br />

Die Anachronismen sind im Spiezer Schilling augenfällig und leicht<br />

zu finden, besonders am Anfang.<br />

Die Initiale I (In gottes namen amen) der Widmung an den Auftraggeber<br />

Rudolf von Erlach mag noch durchgehen.<br />

Aber schon die folgende Wappentafel, welche die vier weiblichen<br />

Vorfahren des adeligen Schloßherren von Spiez wiedergibt, ist vom<br />

heraldischen Standpunkt her typischer Barock. - Die Spangenhelme<br />

auf den Wappen sind derart fein gezeichnet, so daß man allein auf<br />

Grund dieses Merkmals die spätest mögliche Entstehungszeit der<br />

Illustrationen annehmen muß.<br />

Typisch ist gleich darauf als Auftakt zum Laupenkrieg der Tanz der<br />

stehenden Bären um das Berner Banner herum; wobei ein Tier Flöte<br />

spielt und ein anderes die Trommel rührt.<br />

Tierallegorien sind ein typisches Gewächs der Barockzeit und vorher<br />

undenkbar. – Auch die kunstvoll drapierten Banderolen auf dem Bild<br />

sprechen für die gleiche Epoche.<br />

Überhaupt ist der in allen Berner Bilderchroniken überdeutlich herausgehobene<br />

Wappen- und Fahnenzauber entlarvend.

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