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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Schon der Titel eines seiner Aufsätze zeigt die Absicht Karl Meyers:<br />

Die Gründung der <strong>Eidgenossen</strong>schaft im Lichte der Urkunden und<br />

Chroniken.<br />

Bekanntlich muß jeder Historiker die leidvolle Erfahrung machen,<br />

daß sich chronikalische und urkundliche Überlieferung nicht decken.<br />

Nicht so für Meyer. Dieser hielt die Gründungsurkunde von 1291 und<br />

die Chronik des Weißen Buches für ein und dieselbe Geschichte:<br />

Jener angebliche Dreiländerbund nach Neujahr 1308 ist in Wirklichkeit<br />

kein anderer als der Bund vom August 1291 (K. Meyer: Gründung<br />

der <strong>Eidgenossen</strong>schaft, 95).<br />

Meyer wird damit recht eigentlich zum Anti-Kopp (Handbuch, I, 198).<br />

Er wirft Josef Eutych Kopp, dem ersten Kritiker der Befreiungsgeschichte<br />

in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor, er habe die<br />

Identität des chronikalischen Bündnisses mit dem urkundlichen<br />

Bündnis von 1291 nicht erkannt (K. Meyer: Interpretation, 175).<br />

Karl Meyer ist geradezu besessen von seiner Eingebung, daß die<br />

angebliche Befreiungsgeschichte nicht um 1308 oder 1314 anzusetzen<br />

ist, sondern vor und im Zusammenhang mit 1291.<br />

Meyer weiß natürlich von den verschiedenen Datierungen. Das ist<br />

für ihn aber kein Grund zur Resignation. Im Gegenteil: Die Irrtümer<br />

der alten Chronisten in der Datierung seien nur Fehlschätzungen für<br />

das richtige Bundesjahr 1291. Man müsse die alten Chronisten verstehen:<br />

Man darf sie nicht nur kritisieren und widerlegen, man soll … sie begreifen,<br />

ihre Entstehungsweise aufhellen (K: Meyer: Gründung der<br />

<strong>Eidgenossen</strong>schaft, 107).<br />

So kommt Meyer zu seiner gewagten These: In allen Widersprüchen<br />

der alten Überlieferung stecke eine Übereinstimmung im Grossen.<br />

Die Einzelirrtümer der alten Chronisten seien in Wirklichkeit größtenteils<br />

scharfsinnige Kombinationen.<br />

„Kombination“ ist ein Lieblingswort von Karl Meyer. Mit Kombinationsfähigkeit<br />

ist natürlich zuerst er gesegnet, aber auch die alten Geschichtenerzähler.<br />

Weil sie häufig mehr den Urkunden, statt den Chronisten glauben,<br />

hält Meyer den modernen Historikern eine Standpauke: Sie entdeckten<br />

in verdienstvoller Forschung zahlreiche Unrichtigkeiten der<br />

Chronisten, übersahen aber die hinter jenen Einzelirrtümern vorhan-

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