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Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

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Bügelkrone und zwei sich zugewandten bernischen Standeswappen<br />

(Bildersturm, 253). - Aber heraldisch sind die Bügelkrone und die<br />

ganze Anordnung der Elemente erst im 18. Jahrhundert möglich.<br />

Hier wie bei den anderen Glocken war es das Prestige des hohen<br />

<strong>Alte</strong>rs und der bedeutenden Zuschreibung, welche die inhaltlichen<br />

und chronologischen Absurditäten veranlaßte.<br />

Die Kunsthistoriker, welche das angeblich hohe <strong>Alte</strong>r von Kirchenglocken<br />

nachbeten, vergessen die Technikgeschichte. Auch diese<br />

stellt unbequeme Fragen: Ab wann beherrschte man die Technik,<br />

Klangkörper von mehreren Zentnern Gewicht fehlerfrei zu gießen?<br />

Wenigstens sind die „römischen“ Inschriften alle echt, könnte man<br />

meinen – aber nur so lange, wie man keine Einwände erhebt. Denn<br />

die Masse der „antiken“ Inschriften stellt bei näherem Zusehen teilweise<br />

alptraumhafte Probleme, so daß man diese Quellen bald wieder<br />

fallen läßt.<br />

Auch aus der Schweiz sind uns zahllose „römische“ Inschriften bekannt.<br />

Die Auswahl der wichtigsten Dokumente bei Gerold Walser<br />

(1979/80) ist auf drei kleine Bände verteilt. Und noch immer kommen<br />

bei Ausgrabungen neue Inschriften zu Tage.<br />

Die meisten schriftlichen Zeugnisse in Stein aus der Römerzeit sind<br />

Grab-, Weih-, Widmungs- und Ehreninschriften, die zwar eine Menge<br />

Namen nennen, oft etwas über Berufe, Beamtenfunktionen, die Götterwelt<br />

und andere Dinge aussagen, deren Quellenwert aber nicht<br />

überschätzt werden darf.<br />

Für aufschlußreich halte ich die „römische“ Inschrift über die Erbauung<br />

des Wachtturms bei Koblenz im Kanton Aargau, an einer Stelle,<br />

die Summa rapida genannt wurde (Abbildung 5 oben).<br />

Die Inschrift gilt wegen ihren teilweise unbeholfenen Lettern und ihrer<br />

rustikalen Sprache als spätrömisch – was richtig ist. Aber jene<br />

Spätzeit ist identisch mit der Frühzeit der <strong>Eidgenossen</strong>, vielleicht<br />

dem Beginn des 18. Jahrhunderts.<br />

Und der Bau eines Wachtturms am linken Ufer des Hochrheins muß<br />

einen realen Hintergrund haben. Wir finden ihn in der eidgenössischen<br />

Geschichtserfindung in dem „Schwabenkrieg“. – Eine solche<br />

Konfrontation muß stattgefunden haben. Aber mit den „Römern“ waren<br />

wohl frühe <strong>Eidgenossen</strong> gemeint, die gegen die anderen „Römer“,<br />

die man später Schwaben nannte, kämpften.

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