14.02.2013 Aufrufe

Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

Pfister - Alte Eidgenossen - Textblock - Dillum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

225<br />

Interessant ist bei dem Glarner Meßkelch eine am inneren Fußrand<br />

des Bechers eingravierte Erinnerungsinschrift an Ulrich Zwingli, samt<br />

der Jahrzahl „1516“.<br />

Der große Zürcher Reformator war angeblich zehn Jahre lang Pfarrer<br />

in Glarus. – Doch auch Metall ist geduldig. – Und mit berühmten<br />

Namen ließ sich einem gewöhnlichen Gegenstand eine größere<br />

Glaubwürdigkeit im historischen Kontext verleihen.<br />

Nach alten Abbildungen sollen früher einer Menge Fahnen und<br />

Standarten eine burgundische Herkunft angedichtet worden sein.<br />

Florens Deuchler widmet diesem Fahnenzauber ganze 70 Seiten<br />

(Deuchler, 233 – 301).<br />

Dabei entlarven sich die Motive auf diesen Fahnen und Standarten<br />

chronologisch von selbst. Der heilige Thomas von Aquin ist erst gegen<br />

die Mitte des 18. Jahrhunderts denkbar. - Den heiligen Hubertus<br />

sollte man noch einige Jahre später ansetzen.<br />

Auch Bücher und Handschriften soll Karl der Kühne an die Front<br />

mitgenommen haben. Aber die Beutestücke sind reine Zuschreibungen:<br />

Die eidgenössischen Quellen sind zum größten Teil nicht ausführlich<br />

genug, um einzelne Handschriften wieder zu bestimmen<br />

(Deuchler, 345). – So bleibt es bei einzelnen Zuweisungen, die aber<br />

wieder manchmal etwas verraten.<br />

Im Historischen Museum Bern befindet sich auch eine Kriegsordnung<br />

Karls. Aber diese ordonnance ist im 15. Jahrhundert unmöglich.<br />

Und das Papier trägt Wasserzeichen, die nach Dijon oder Dôle<br />

„zu Ende des 16. Jahrhunderts“ weisen. – Die Dokumente seien Kopien,<br />

wird ausweichend erklärt.<br />

Und die Burgerbibliothek Bern besitzt ein Exemplar von Quintus Curtius<br />

Rufus, Les Gestes de Grant Alexandre; laut älterer Meinungen<br />

Burgunderbeute (Deuchler, 346). – Curtius Rufus gehört zu einer gar<br />

nicht so kleinen Zahl klassischer Schriftsteller, die in der Antike unbekannt<br />

waren und erst wieder in der Renaissance zum Vorschein<br />

kamen.<br />

Aber hier soll nicht auf die Überlieferungsgeschichte eines Textes<br />

eingegangen werden, sondern auf die den Historikern wohlbekannte<br />

und trotzdem hartnäckig verdrängte Tatsache, daß die alten Geschichtsschreiber<br />

häufig Karl den Kühnen mit Alexander dem Grossen<br />

vergleichen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!