Einführung in die Numerische Mathematik - Lehrstuhl Numerische ...
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1.1 Konditionierung von numerischen Problemen<br />
Wir setzen das Beispiel zur experimentellen Größenbestimmung fort:<br />
Beispiel 1.10 (Größenbestimmung, Fortsetzung).<br />
1. Verfahren 1: Zum Durchführen des Verfahrens h(t 0 ) als E<strong>in</strong>gabe <strong>die</strong> gemessene Zeit<br />
t 0 erforderlich. Für <strong>die</strong> Konditionszahl gilt:<br />
κ h,t0 := ∂h(t 0)<br />
∂t 0<br />
t 0<br />
h(t 0 ) = gt 0<br />
t 0<br />
1<br />
2 gt2 0<br />
= 2.<br />
E<strong>in</strong> relativer Fehler <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>gabe δt 0 /t 0 kann demnach e<strong>in</strong>en doppelt so großen<br />
relativen Fehler <strong>in</strong> der Ausgabe verursachen.<br />
2. Verfahren 2: Wir bestimmen <strong>die</strong> Konditionszahl <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
<strong>die</strong> Zeit t 0 :<br />
κ h,t0 = (gt 0 − v 0 )<br />
t 0<br />
1<br />
2 gt2 0 − v = 2 gt 0 − v 0<br />
0t 0 gt 0 − 2v 0<br />
Wir wissen, dass bei exaktem Wurf und ohne Messfehler, der Ball t 0 ≈ 1.519 s<br />
unterwegs ist bei e<strong>in</strong>er Startgeschw<strong>in</strong>digkeit von v 0 ≈ 6.26m/s. Dies ergibt:<br />
κ h,t0 ≈ κ h,v0 ≈ 8.<br />
Fehler <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>gaben δt 0 /t 0 sowie δv 0 /v 0 werden um den Faktor 8 verstärkt. Die<br />
durch <strong>die</strong> Konditionszahlen vorhergesagten Fehlerverstärkungen lassen sich <strong>in</strong> Tabellen<br />
1.1 und 1.2 zu Beispiel 1.8 gut wiederf<strong>in</strong>den.<br />
Die Analyse von Fehlern und Fehlerfortpflanzungen spielen e<strong>in</strong>e zentrale Rolle <strong>in</strong> der numerischen<br />
<strong>Mathematik</strong>. Fehler treten vielfältig auf, auch ohne ungenaue E<strong>in</strong>gabewerte.<br />
Oft s<strong>in</strong>d numerische Algorithmen sehr komplex, setzen sich aus vielen Operationen zusammen.<br />
Bei der Approximation mit dem Computer treten unweigerlich Rundungsfehler<br />
auf. Da der Speicherplatz im Computer, bzw. <strong>die</strong> Anzahl der Ziffern auf dem Taschenrechner<br />
beschränkt s<strong>in</strong>d, treten Rundungsfehler schon bei der bloßen Darstellung e<strong>in</strong>er Zahl<br />
auf. Auch wenn es für <strong>die</strong> numerische Aufgabe<br />
x 2 = 2, ⇔ x = ± √ 2,<br />
mit x = ± √ 2 e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fach anzugebene Lösung gibt, so kann <strong>die</strong>se auf e<strong>in</strong>em Computer<br />
nicht exakt dargestellt werden:<br />
√<br />
2 = 1.41421356237309504880 . . .<br />
Der naheliegende Grund für e<strong>in</strong>en zw<strong>in</strong>genden Darstellungsfehler ist der beschränkte Speicher<br />
e<strong>in</strong>es Computers. E<strong>in</strong> weiterer Grund liegt <strong>in</strong> der Effizienz. E<strong>in</strong> Computer kann nicht<br />
mit beliebig langen Zahlen rechnen. Grund ist <strong>die</strong> beschränkte Datenbandbreite (das s<strong>in</strong>d<br />
<strong>die</strong> 8-Bit, 16-Bit, 32-Bit oder 64-Bit der Prozessoren). Operationen mit Zahlen <strong>in</strong> längerer<br />
Darstellung müssen zusammengesetzt werden, ähnlich dem schriftlichen Multiplizieren<br />
oder Ad<strong>die</strong>ren aus der Schule.<br />
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