Einführung in die Numerische Mathematik - Lehrstuhl Numerische ...
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6 Anwendungsbeispiel: dünner Balken<br />
Zur Approximation der Ableitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Punkt x i ersetzen wir <strong>die</strong> Funktionswerte y(x)<br />
durch <strong>die</strong> Koeffizienten der Lagrange-Darstellung:<br />
(y h ) ′ (x i ) ≈ y i+1 − y i−1<br />
.<br />
2h<br />
Bei der zweiten Ableitung gehen wir entsprechend vor und approximieren mit dem zentralen<br />
Differenzenquotienten zweiter Ordnung:<br />
(y h ) ′′ (x i ) ≈ −2y i + y i+1 + y i−1<br />
h 2 .<br />
Wir setzen beide Approximationen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Differentialgleichung (6.3) e<strong>in</strong> und erhalten das<br />
nichtl<strong>in</strong>eare Gleichungssystem:<br />
(<br />
−2y i + y i−1 + y i+1<br />
h 2 − µf(x i ) 1 +<br />
( yi+1 − y i−1<br />
2h<br />
) 2<br />
) 3<br />
2<br />
y 0 = 0,<br />
= 0, i = 1, . . . , n − 1,<br />
y n = 0.<br />
(6.9)<br />
Dieses Gleichungssystem können wir wieder kurz mit e<strong>in</strong>er nichtl<strong>in</strong>earen Funktion F h :<br />
R n+1 → R n+1 schreiben.<br />
6.2.3 Vergleich und Diskussion der beiden Modelle<br />
Beide Diskretisierungsansätze führen jeweils auf e<strong>in</strong> nichtl<strong>in</strong>eares Gleichungssystem mit<br />
n + 1 Unbekannten und n + 1 Gleichungen. Der Lösungsvektor y ∈ R n+1 steht jeweils für<br />
Approximationen an <strong>die</strong> Lösung <strong>in</strong> den Stützstellen y i ≈ y(x i ). Das zweite Modell F h (·)<br />
ist von zweiter Ordnung <strong>in</strong> der Gitterweite h. Dabei geht <strong>die</strong> Ordnung gleich zweimal e<strong>in</strong>:<br />
zunächst kann e<strong>in</strong>e stückweise l<strong>in</strong>eare Funktion höchstens quadratisch <strong>in</strong> h → 0 gegen y(x)<br />
konvergieren. Auf der anderen Seite beruht <strong>die</strong> Diskretisierung auf Differenzenquotienten<br />
zweiter Ordnung <strong>in</strong> h. Das Modell F n ist zunächst e<strong>in</strong>e Approximation von Grad n. Falls<br />
<strong>die</strong> Lösung y(x) h<strong>in</strong>reichend regulär ist, so ist durch (6.7) e<strong>in</strong>e weit bessere, nämlich<br />
exponentielle Konvergenz <strong>in</strong> n zu erwarten.<br />
Das erste Modell hat jedoch zwei wesentliche Nachteile: <strong>die</strong> Koeffizienten des nichtl<strong>in</strong>earen<br />
Gleichungssystems (6.8) können nicht direkt angegeben werden, da <strong>die</strong> Faktoren<br />
a (k) (i, j, n) jeweils (numerisch) berechnet werden müssen. Zweitens kommen <strong>in</strong> jeder Gleichung<br />
sämtliche Koeffizienten y 0 , . . . , y n vor. D.h., das Gleichungssystem F n (y) = 0 ist<br />
global gekoppelt: jeder Koeffizient y i steht <strong>in</strong> direkter Kopplung mit jedem anderen Koeffizienten<br />
y j . Bei Modell F h (y) = 0 koppeln dagegen nur direkt benachbarte Koeffizienten.<br />
Wir kommen auf <strong>die</strong>sen wesentlichen Punkt bei der Diskussion der Lösungsverfahren zurück.<br />
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