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Einführung in die Numerische Mathematik - Lehrstuhl Numerische ...

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6.4 E<strong>in</strong> Beispiel<br />

6.4.3 Analyse und Vergleich<br />

Beide Diskretisierungsansätze eignen sich pr<strong>in</strong>zipiell zur Approximation des Anwendungsproblems.<br />

Es zeigen sich jedoch wesentliche Unterschiede. Das globale Polynom vierten<br />

Grades erzeugt etwa <strong>die</strong> gleiche Approximationsgüte wie das stückweise Polynom mit<br />

n = 32 Teil<strong>in</strong>tervallen! Dieser große Unterschied beruht auf der exponentiellen Konvergenzrate<br />

der Interpolation im Fall n → ∞.<br />

Die gute Approximation muss durch e<strong>in</strong>e aufwändige Lösung erkauft werden: <strong>in</strong> jedem<br />

Schritt der Newton-Iteration muss e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>eares Gleichungssystem mit voll besetzter Matrix<br />

gelöst werden. Spezielle Bandstrukturen können nicht ausgenutzt werden. Der Stückweise<br />

Ansatz h<strong>in</strong>gegen erzeugt sehr dünne Bandmatrizen, <strong>die</strong> auch für sehr große Systeme effizient<br />

<strong>in</strong>vertiert werden können. H<strong>in</strong>zu kommt, dass der globale Polynomansatz e<strong>in</strong>e sehr<br />

schlecht konditionierte Matrix erzeugt. Dies spielt bei den hier betrachteten sehr kle<strong>in</strong>en<br />

Problemen noch ke<strong>in</strong>e wesentliche Rolle. Die schlechte Kondition kommt aber z.B. bei<br />

der Diskretisierung von zwei- oder dreidimensionalen Problemen schnell zu tragen. Der<br />

globale Polynomansatz wird bei n > 20 aufgrund von Rundungsfehleranfälligkeit versagen.<br />

Der stückweise Ansatz kann (und wird) auch für sehr große n > 1 000 000 Systeme<br />

durchgeführt.<br />

Schließlich wird <strong>die</strong> hier dargestellte Situation durch das gewählte Beispiel verzerrt. Die<br />

Lösung y(x) ist analytisch vorgegeben und es gilt y ∈ C ∞ (I). Nur bei <strong>die</strong>ser hohen Differenzierbarkeit<br />

kann der globale Polynomansatz se<strong>in</strong>e volle Ordnung erreichen. In der<br />

praktischen Anwendung ist <strong>die</strong> Lösung meist nicht bekannt. Stattdessen werden Kräfte<br />

vorgeben. E<strong>in</strong>e übliche Kraft kann z.B. <strong>die</strong> stückweise Belastung des Balkens se<strong>in</strong>:<br />

⎧<br />

⎪⎨ 0 x < 1 4<br />

f(x) =<br />

1<br />

−1<br />

4<br />

⎪⎩<br />

≤ x ≤ 1 .<br />

2<br />

0 x > 1 2<br />

Diese Funktion f ist nicht mehr differenzierbar, sie ist sogar nicht mehr stetig. Es zeigt sich,<br />

dass <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Fall auch <strong>die</strong> Lösung y(x) nicht mehr über beliebige Regularität verfügt. Die<br />

Vere<strong>in</strong>fachung y ′′ (x) ≈ f(x) legt nahe, dass y(x) <strong>die</strong> zwei-fache Stammfunktion zu f(x)<br />

ist und dass daher y ∈ C 1 (I) gilt. In <strong>die</strong>sem Fall kann der globale Polynomansatz nicht<br />

mehr <strong>die</strong> volle Ordnung erreichen und e<strong>in</strong>e stückweise Diskretisierung ist überlegen. In<br />

Abbildung 6.3 zeigen wir für <strong>die</strong>ses Beispiel <strong>die</strong> Lösungen zu n = 4 und n = 8, jeweils mit<br />

globalem Polynomansatz und mit stückweise def<strong>in</strong>iertem Ansatz. Der globale Ansatz zeigt<br />

e<strong>in</strong> unphysikalisches Verhalten: obwohl <strong>die</strong> Kraft nur nach unten geht, wird der Balken<br />

am Rand nach oben ausgelenkt. Dies ist gerade <strong>die</strong> numerische Instabilität der globalen<br />

Lagrange-Interpolation an den Intervallenden!<br />

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