Einführung in die Numerische Mathematik - Lehrstuhl Numerische ...
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1 E<strong>in</strong>leitung<br />
Die Teilaspekte dürfen nicht getrennt vone<strong>in</strong>ander gesehen werden. E<strong>in</strong> effizienter Algorithmus<br />
ist nichts wert, wenn das zugrundeliegende Problem überhaupt ke<strong>in</strong>e wohldef<strong>in</strong>ierte<br />
Lösung hat, e<strong>in</strong> numerisches Verfahren für e<strong>in</strong> Anwendungsproblem ist wertlos, wenn der<br />
Computer <strong>in</strong> absehbarer Zeit zu ke<strong>in</strong>er Lösung kommt.<br />
Das Ergebnis e<strong>in</strong>er numerischen Aufgabe ist im Allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e Zahl, oder e<strong>in</strong>e endliche<br />
Menge von Zahlen. Beispiele für numerische Aufgaben s<strong>in</strong>d das Berechnen der Nullstellen<br />
e<strong>in</strong>er Funktion, <strong>die</strong> Berechnung von Integralen, <strong>die</strong> Berechnung der Ableitung e<strong>in</strong>er<br />
Funktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Punkt, aber auch komplexere Aufgaben wie das Lösen e<strong>in</strong>er Differentialgleichung.<br />
Zum Lösen von numerischen Aufgaben werden wir unterschiedliche Verfahren kennenlernen.<br />
Wir grenzen zunächst e<strong>in</strong>:<br />
Def<strong>in</strong>ition 1.1 (<strong>Numerische</strong>s Verfahren, Algorithmus). E<strong>in</strong> numerisches Verfahren ist e<strong>in</strong>e<br />
Vorschrift zum Lösen oder zur Approximation e<strong>in</strong>er mathematischen Aufgabe. E<strong>in</strong> numerisches<br />
Verfahren heißt direkt, falls <strong>die</strong> Lösung bis auf Rundungsfehler exakt berechnet<br />
werden kann. E<strong>in</strong> Verfahren heißt approximativ falls <strong>die</strong> Lösung nur angenähert werden<br />
kann. E<strong>in</strong> Verfahren heißt iterativ, falls <strong>die</strong> Näherung durch mehrfache Ausführung des<br />
Verfahrens verbessert werden kann.<br />
Beispiele für direkte Lösungsverfahren s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> p/q-Formel zur Berechnung von Nullstellen<br />
quadratischer Polynome (siehe Kapitel 2) oder der Gauß’sche Elim<strong>in</strong>ationsalgorithmus<br />
(Kapitel 4) zum Lösen von l<strong>in</strong>earen Gleichungssysteme. Approximative Verfahren müssen<br />
z.B. zum Bestimmen von komplizierten Integralen oder auch zum Berechnen von Nullstellen<br />
allgeme<strong>in</strong>er Funktionen e<strong>in</strong>gesetzt werden. Wir betrachten e<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>es direkten<br />
Verfahrens:<br />
Beispiel 1.2 (Polynomauswertung). Es sei durch<br />
p(x) = a 0 + a 1 x + · · · + a n x n<br />
e<strong>in</strong> Polynom gegeben. Dabei sei n ∈ N sehr groß. Wir werten p(x) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Punkt x 0 ∈ R<br />
mit dem trivialen Verfahren aus:<br />
Algorithmus 1.3 (Polynom-Auswertung).<br />
1. Für i = 0, 1, . . . , n berechne y i := a i x i 0<br />
2. Berechne p = ∑ N<br />
i=0 y i .<br />
Wir berechnen den Aufwand zur Polynom-Auswertung: In Schritt 1. des Algorithmus s<strong>in</strong>d<br />
zur Berechnung der y i i Multiplikationen notwendig, <strong>in</strong>sgesamt<br />
0 + 1 + 2 + · · · + n =<br />
n(n + 1)<br />
2<br />
= n2<br />
2 + n 2 .<br />
2