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Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI

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114 Spezielle Krankheiten Hepatitis C<br />

zidenz erstdiagnostizierter Hepatitis C bei Männern<br />

im Vergleich zu Frauen.<br />

Operative oder invasiv-diagnostische Eingriff e<br />

– vorwiegend in der länger zurückliegenden Vergangenheit<br />

– wurden bei 868 Fällen (22,4 %) genannt,<br />

gefolgt von Tätowierung bei 480 Fällen<br />

(12,4 %). Erhalt von Blutprodukten – ebenfalls<br />

überwiegend länger zurückliegend – wurde bei<br />

472 Fällen (12,2 %) und Injektionen im Ausland<br />

bei 382 Fällen (9,8 %) angegeben.<br />

Grundsätzlich muss die Interpretation angegebener<br />

Expositionen vorsichtig erfolgen, zumal<br />

einzelne Expositionen Ausdruck anderer Risiken<br />

sein können und somit nicht automatisch eine<br />

kausale Beziehung zwischen Exposition und Hepatitis-C-Infektion<br />

angenommen werden kann.<br />

Ausbrüche<br />

Es wurden 10 Ausbrüche (mit jeweils bis zu 5 Fällen)<br />

mit insgesamt 23 Fällen übermittelt. Unter<br />

diesen wurden am häufi gsten heterosexuelle Kontakte<br />

bei Paaren, die eine Wohngemeinschaft bildeten<br />

sowie i. v.-Drogenkonsum angegeben.<br />

Datenqualität<br />

Die Bestimmung der Hepatitis-C-Inzidenz (im<br />

Sinne der Anzahl von HCV-Neuinfektionen pro<br />

Zeiteinheit) ist methodisch schwierig. Zum einen<br />

verläuft eine Hepatitis-C-Infektion häufi g unbemerkt,<br />

zum anderen erlauben die übermittelten<br />

Hepatitis-C-Erstdiagnosen keinen direkten Rückschluss<br />

auf den Infektionszeitpunkt, da Infektion<br />

und Test zeitlich weit auseinander liegen können.<br />

Deshalb dürfen die erstdiagnostizierten Fälle nicht<br />

mit der Hepatitis-C-Inzidenz gleichgesetzt werden.<br />

Trotzdem bieten die übermittelten Hepatitis-<br />

C-Erstdiagnosen – in Ermangelung besserer Datenquellen<br />

zur Inzidenz – die derzeit bestmögliche<br />

Einschätzung des aktuellen Infektionsgeschehens.<br />

Die vorgestellten Daten enthalten keine Fälle,<br />

bei denen die Diagnose der Hepatitis-C-Infektion<br />

bereits zuvor bekannt war. Angaben zu vorausgegangenen<br />

Expositionen lagen bei beinahe drei<br />

Viertel der Fallmeldungen vor. Diese Angaben<br />

stammen in der Regel von behandelnden Ärzten<br />

oder den Betroff enen selbst. Es ist anzunehmen,<br />

dass gesellschaftlich stigmatisiertes Verhalten wie<br />

i. v.-Drogenkonsum untererfasst wird.<br />

Örtliche Häufungen können durch Institutionen<br />

wie z. B. Justizvollzugsanstalten verursacht<br />

sein, in denen vermehrt auf Hepatitis C getestet<br />

(und eine Infektion aufgrund mutmaßlich höherer<br />

Prävalenzen auch öfter diagnostiziert) wird.<br />

Im September 2003 war die Möglichkeit entfallen,<br />

das vermutete Infektionsland anzugeben,<br />

da diese Angabe aufgrund der oft unbestimmt langen<br />

Infektionszeit problematisch erschien.<br />

Fazit<br />

Die Inzidenz übermittelter Hepatitis-C-Erstdiagnosen<br />

ist 2010 weiter gesunken. Ähnlich wie in<br />

den Vorjahren lag die Inzidenz bei Männern deutlicher<br />

höher als bei Frauen, mit jeweils einem Inzidenzgipfel<br />

im jüngeren Erwachsenenalter.<br />

Sexuelle Exposition wurde im Jahr 2010 bei<br />

einem großen Teil der Hepatitis-C-Erstdiagnosen<br />

angegeben. Der auf sexuelle Exposition zurückzuführende<br />

Anteil der Hepatitis-C-Fälle kann allerdings<br />

anhand der vorliegenden deskriptiven Daten<br />

nicht bestimmt werden. Die bisher durchgeführten<br />

Studien weisen darauf hin, dass der sexuelle<br />

Übertragungsweg bei der Hepatitis C keine wesentliche<br />

Rolle spielt. Intravenös Drogenkonsumierende<br />

stellen einen großen Teil der Hepatitis-<br />

C-Erstdiagnosen. Deshalb kommt in Deutschland<br />

der Prävention von Hepatitis C speziell unter i. v.-<br />

Drogenkonsumenten höchste Priorität zu.<br />

Literaturhinweise<br />

Sarrazin C, Berg T, Ross RS et al.: Update der S3-Leitlinie<br />

Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-C-<br />

Virus(HCV)-Infektion, AWMF-Register-Nr.: 021/012. Z<br />

Gastroenterol 2010; 48:289–351.<br />

Off ergeld R, Ritter S, Quabeck L, Hamouda O: Infektionsepidemiologische<br />

Daten von Blutspendern in Deutschland<br />

2007. Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforschung<br />

– Gesundheitsschutz 2010; 53:1188–1196.<br />

Walter J, Radun D, Claus H, Hamouda O: Risikofaktoren<br />

der Hepatitis B und C in Deutschland – Ergebnisse der<br />

bundesweiten Surveillance. Gesundheitswesen 2005;<br />

67:441–447.<br />

Schreier E, Radun D, Neuhauser H., Stark K: Hepatitis C.<br />

www.rki.de > Gesundheitsberichterstattung und Epidemiologie<br />

> Gesundheitsberichterstattung > Themenhefte<br />

<strong>RKI</strong> – Gesundheitsberichterstattung des Bundes<br />

Heft 15/03. 2003<br />

<strong>RKI</strong>: Virushepatitis B, C und D im Jahr 2009. Epid Bull 2010;<br />

20:177–187.<br />

<strong>RKI</strong>: FAQ: Aus welchen Laborbefunden ergibt sich eine meldepfl<br />

ichtige Hepatitis-C-Infektion? – Aktualisierte Fassung<br />

vom Juni 2009. www.rki.de > Infektionsschutz > Infektionsschutzgesetz<br />

> FAQ

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