Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI
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162 Spezielle Krankheiten Meningokokken, invasive Erkrankung<br />
auf etwa die Hälfte abnahm. Über alle Altersgruppen<br />
gerechnet nahm die (hochgerechnete) Zahl<br />
der Serogruppe-B-Fälle von 2006 auf 2010 um<br />
29 % und die der Serogruppe-C-Fälle um 45 % ab.<br />
Die wahrscheinlichste Erklärung für den stärkeren<br />
Rückgang der Serogruppe-C- als der -B-Fälle, insbesondere<br />
bei den 1- bis 5-jährigen Kindern, ist die<br />
Einführung der Impfung bei einjährigen Kindern<br />
im Jahr 2006.<br />
Klinische Aspekte<br />
Angaben zur klinischen Ausprägung lagen für<br />
362 (94 %; Vorjahr 93 %) der übermittelten Erkrankungsfälle<br />
vor. Bei 255 Erkrankungen (70 %) wurde<br />
Meningitis angegeben und bei 146 (40 %)<br />
Sepsis, einschließlich des Waterhouse-Friderichsen-Syndroms<br />
(WFS). Bei 39 dieser Fälle (11 %) war<br />
sowohl eine Meningitis als auch eine Sepsis angegeben.<br />
Das WFS wurde bei 38 der 146 Fälle mit<br />
Sepsis angegeben, in 5 Fällen in Kombination mit<br />
Meningitis.<br />
Insgesamt 31 Fälle mit invasiver Meningokokken-Erkrankung<br />
wurden als krankheitsbedingt<br />
verstorben übermittelt. In einem Fall konnte die<br />
Angabe zum Vitalstatus nicht ermittelt werden.<br />
Die Gesamtletalität lag somit bei 8 % (Vorjahr: 7 %).<br />
Die Letalität bei Fällen mit Serogruppe B nahm von<br />
2009 auf 2010 von 8 % auf 6 % (13/236) ab, während<br />
die Letalität bei Fällen der Serogruppe C von<br />
6 % auf 16 % (12/74) anstieg. Die mittlere Letalität<br />
der Erkrankungen durch Serogruppe B lag in den<br />
Jahren 2001 bis 2009 bei 8 % (Spanne: 6 bis 10 %)<br />
und durch Serogruppe C bei 11 % (Spanne: 6 bis<br />
14 %).<br />
Impfstatus<br />
Zur Impfung gegen Meningokokken der Serogruppe<br />
C stehen in Deutschland 3 Konjugat-Impfstoff e<br />
zur Verfügung, die ab dem Alter von 2 Monaten<br />
zugelassen sind. Ab dem Alter von einem Jahr ist<br />
lediglich eine Impfdosis erforderlich. Wird bereits<br />
im Säuglingsalter geimpft, sind im ersten Lebensjahr<br />
2 Impfdosen im Abstand von 2 Monaten erforderlich,<br />
mit einer Auff rischimpfung im 2. Lebensjahr.<br />
Ferner sind zur Impfung gegen die<br />
Serogruppen A und C bzw. A, C, W135 und Y Polysaccharid-Impfstoff<br />
e verfügbar, die jedoch im Alter<br />
unter 2 Jahren nur begrenzt wirksam sind. Für Personen<br />
ab 11 Jahren steht zusätzlich noch ein quadrivalenter<br />
Konjugat-Impfstoff gegen die Sero-<br />
gruppen A, C, W135 und Y zur Verfügung. Die<br />
Grundimmunisierung besteht aus einer Impfdosis;<br />
Auff rischimpfungen werden für Konjugat-<br />
Impfstoff e bislang nicht, für Polysaccharid-Impfstoff<br />
e nach 3 bis 5 Jahren empfohlen.<br />
Von den 106 übermittelten Fällen mit invasiver<br />
Meningokokken-Erkrankung durch die impfpräventablen<br />
Serogruppen A, C, W135 und Y fehlte<br />
bei 10 Fällen eine Angabe zum Impfstatus. Bei keinem<br />
Fall mit der Serogruppe C wurde angegeben,<br />
dass eine Impfung vor der Erkrankung stattgefunden<br />
hatte. Zwei Fälle im Alter von 3 und 5 Jahren<br />
mit fehlender Angabe zur Serogruppe wurden als<br />
geimpft übermittelt, in beiden Fällen fand die Impfung<br />
ein Jahr und 8 Monate vor der Erkrankung<br />
statt und es fehlte die Angabe zur Art des Impfstoff<br />
s. Keiner der Fälle mit den Serogruppen A,<br />
W135 oder Y wurde als geimpft übermittelt. Somit<br />
kann kein im Jahr 2010 übermittelter Fall als Impfdurchbruch<br />
eingestuft werden.<br />
Ausbrüche<br />
Es wurde ein Ausbruch mit 2 Erkrankungen bei<br />
Geschwisterkindern im Alter von 2 und 4 Jahren<br />
übermittelt, wovon das jüngere Kind verstarb.<br />
Datenqualität<br />
Die Datenqualität blieb bei den meisten erhobenen<br />
Parametern auf hohem Niveau. Der Anteil der<br />
übermittelten Fälle mit Angaben zur Serogruppe<br />
hat gegenüber dem Vorjahr wieder zugenommen;<br />
dennoch fehlte diese Angabe noch in 11 % der übermittelten<br />
Fälle. Da die Serogruppe zur Evaluation<br />
der Meningokokken-C-Impfung unverzichtbar ist,<br />
sollte eine vollständige Erfassung der Serogruppe<br />
angestrebt werden. Gesundheitsämter sollten Labore<br />
auf die Möglichkeit hinweisen, sowohl Isolate<br />
als auch Nativmaterial am Nationalen Referenzzentrum<br />
für Meningokokken diesbezüglich unentgeltlich<br />
untersuchen zu lassen.<br />
Fazit<br />
Die Inzidenz invasiver Meningokokken-Erkrankungen<br />
nahm im Jahr 2010 auf das niedrigste Niveau<br />
seit Einführung des IfSG im Jahr 2001 ab.<br />
Eine mögliche Erklärung für die weniger ausgeprägte<br />
Saisonalität im I. Quartal 2010 könnte die<br />
fehlende Infl uenzawelle sein, die als pandemische<br />
Welle bereits im IV. Quartal 2009 stattgefunden<br />
hatte. Verschiedene Studien konnten einen Zu-