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Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI

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3 Qualität der Daten<br />

Die Qualität des Überwachungssystems (Surveillance-Systems)<br />

hat Auswirkungen auf die Interpretation<br />

der hierdurch generierten Daten und auf die<br />

Eignung des Systems für die Prävention von Infektionskrankheiten.<br />

Das <strong>RKI</strong> evaluiert die Qualität<br />

des neuen Surveillance-Systems seit seiner Einführung<br />

mit dem Ziel, es kontinuierlich zu verbessern.<br />

Im Folgenden werden einige wichtige Qualitätskriterien<br />

dargestellt.<br />

3.1 Vollzähligkeit der Erfassung<br />

Eine häufige Frage bezüglich der Qualität der epidemiologischen<br />

Überwachung ist die der Vollzähligkeit,<br />

d. h. die Frage, ob tatsächlich alle Fälle erfasst<br />

werden. Hierbei ist zu beachten, auf welche<br />

Sachverhalte sich die Erfassung beziehen soll.<br />

Erfassung durch das medizinische und<br />

diagnostische Versorgungssystem<br />

Die epidemiologische Surveillance bezieht sich<br />

fast immer auf diejenigen Infektionskrankheiten,<br />

die im medizinischen Versorgungssystem, also in<br />

der Regel von Ärzten in niedergelassener Praxis,<br />

Krankenhäusern oder Laboratorien erkannt wurden.<br />

Damit ist klar, dass üblicherweise nur solche<br />

Infektionskrankheiten erfasst werden, aufgrund<br />

derer sich die Betroff enen in medizinische Betreuung<br />

begeben. Asymptomatische Infektionen<br />

werden in der Regel nur im Rahmen von Routineuntersuchungen<br />

(z. B. betriebsärztliche Untersuchungen)<br />

oder Umgebungsuntersuchungen bei<br />

Ausbrüchen labordiagnostisch erfasst.<br />

Der Anteil der Erkrankten, der tatsächlich einen<br />

Arzt oder eine diagnostische Einrichtung aufsucht,<br />

hängt unter anderem von folgenden Faktoren<br />

ab:<br />

▶ Objektiv oder subjektiv schwere Erkrankungsbilder<br />

führen eher zum Arztbesuch als leichte.<br />

Vollzähligkeit der Erfassung Qualität der Daten<br />

▶ Berufstätigkeit, Alter, Geschlecht und Sozialstatus<br />

wirken sich unterschiedlich auf die Wahrscheinlichkeit<br />

aus, einen Arzt aufzusuchen.<br />

▶ Die Bereitschaft, sich in ärztliche Behandlung<br />

zu begeben, unterliegt unter Umständen saisonalen<br />

Schwankungen und regionalen Einflüssen.<br />

Der Anteil der Erkrankten, der eine Diagnostik erhält,<br />

wird unter anderem durch folgende Faktoren<br />

beeinfl usst:<br />

▶ Insbesondere das Alter des Patienten wirkt sich<br />

auf die Wahrscheinlichkeit aus, mit der eine<br />

labordiagnostische Untersuchung durch den<br />

Arzt veranlasst wird.<br />

▶ Labordiagnostische Untersuchungen werden<br />

vom Arzt eventuell deshalb nicht angeordnet,<br />

weil befürchtet wird, dass diese das Budget der<br />

Arztpraxis belasten. Hierzu ist zu sagen, dass<br />

Laboruntersuchungen für meldepflichtige Erreger<br />

aus der Budgetierung bewusst herausgenommen<br />

wurden und somit das Laborbudget<br />

des Arztes nicht belasten. Diese Tatsache scheint<br />

einigen Ärzten allerdings nicht bekannt zu sein.<br />

▶ In Krankenhäusern entsteht eine ähnliche Problematik<br />

im Zuge der Einführung von Fallpauschalen.<br />

Mit Ausnahme gesundheitspolitischer Reformen,<br />

deren Kostenimplikationen Patienten vom Arztbesuch<br />

oder Krankenhäuser von Laboruntersuchungen<br />

abhalten könnten, bleiben die genannten Faktoren<br />

vermutlich weitgehend konstant und stören<br />

die Trend-Interpretation epidemiologischer Daten<br />

vergleichsweise wenig. Andere Ereignisse können<br />

einen kurzfristigen Einfluss auf die Häufigkeit von<br />

diagnostischen Maßnahmen und somit die Wahrscheinlichkeit<br />

von Erregernachweisen haben. Sollte<br />

ein öff entlichkeitswirksamer Ausbruch von Salmonellosen<br />

dazu führen, dass mehr Erkrankte als<br />

sonst wegen eines Durchfalls den Arzt aufsuchen,<br />

würde dadurch die Erfassungswahrscheinlichkeit<br />

durch das Gesundheitssystem vorübergehend erhöht.<br />

Ebenso könnten die Einführung neuer oder<br />

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