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Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI

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Rückblick auf 10 Jahre Meldedaten nach IfSG Allgemeine Aspekte <strong>meldepflichtiger</strong> Krankheiten<br />

kamen häufi g vor, welche vergleichsweise selten?<br />

Bei welchen hat die Häufi gkeit im Laufe der Zeit<br />

zu- oder abgenommen? Haben Krankheiten andere<br />

»überholt«?<br />

Abb. 5.6.1 soll es dem Leser ermöglichen, Antworten<br />

darauf auf einen Blick abzulesen. Aufgeführt<br />

sind dort alle Krankheiten, von denen zu jedem<br />

Jahr des Zeitraums 2001 bis 2010 mindestens<br />

ein Fall an das <strong>RKI</strong> übermittelt bzw. gemeldet wurde.<br />

Dargestellt sind, wie in den meisten Abbildungen<br />

in den krankheitsspezifi schen Kapiteln<br />

auch, Inzidenzen, errechnet als Erkrankungen pro<br />

100.000 Einwohner. Da diese Inzidenzen in der<br />

Größenordnung von mehr als 5 Zehnerpotenzen<br />

variieren, wurde eine logarithmische Darstellung<br />

gewählt.<br />

Als Anhaltspunkte mögen folgende Zahlen<br />

dienen:<br />

Angesichts einer Gesamtbevölkerung Deutschlands<br />

von etwas über 80 Millionen Menschen entspricht<br />

ein einzelner Fall einer Inzidenz von etwas<br />

über 0,001. Eine Inzidenz von 1 entspricht etwa<br />

800 Fällen. Und die höchste bisher übermittelte<br />

Fallzahl (gemäß Referenzdefi nition), die 175.630<br />

im pandemischen Jahr 2009 übermittelten Influenza-Erkrankungen<br />

(ohne aggregierte Meldungen),<br />

entspricht einer Inzidenz von über 200.<br />

(In den Jahren 2007 und 2008 waren jeweils mehr<br />

als 200.000 Norovirus-Gastroenteritiden gemäß<br />

damaliger Falldefi nition übermittelt worden, von<br />

denen etwa die Hälfte als klinisch-epidemiologisch<br />

bestätigte Erkrankungen jetzt rückwirkend nicht<br />

mehr ausgewiesen werden; s. Kap. 6.36.)<br />

Für jede Krankheit wurde der 10-Jahreszeitraum<br />

2001 bis 2010 in 2 gleich lange 5-Jahreszeiträume<br />

aufgeteilt. Die Spannweite (also Minimum<br />

bis Maximum) der Inzidenzen 2001 bis<br />

2005 wird durch einen breiten hellen Balken angezeigt.<br />

Aus der zweiten Hälfte, also dem Zeitraum<br />

2006 bis 2010, sind die letzten beiden Jahre ausgegliedert<br />

und als Punkte angezeigt: schwarz für<br />

das aktuelle Jahr 2010 und etwas heller für das Vorjahr<br />

2009. Die Spannweite der 3 verbleibenden<br />

Jahre 2006 bis 2008 ist wiederum als Balken dargestellt,<br />

schmaler und dunkler als der Balken der<br />

Jahre 2001 bis 2005.<br />

Bei manchen, in ihrer Häufi gkeit stabilen<br />

Krankheiten wie E.-coli-Enteritis sind die Balken<br />

von geringer Spannweite und von den Punkten<br />

nahezu verdeckt. Bei anderen Krankheiten liegen<br />

die 4 Marker ebenfalls weitgehend über- bzw. nahe<br />

beieinander, jedoch bei großer Fluktuation (illustriert<br />

durch große Spannweite der Balken) im Zeitraum<br />

2001 bis 2005 (z. B. Masern) bzw. 2006 bis<br />

2008 (z. B. Hantavirus unter den häufi geren und<br />

Tularämie unter den seltenen Krankheiten).<br />

Ein zunehmender Trend wird durch die Reihenfolge<br />

(von links nach rechts): breiter heller Balken,<br />

schmaler dunklerer Balken, dunkler Punkt,<br />

schwarzer Punkt illustriert (z. B. Norovirus-Gastroenteritis),<br />

ein abnehmender Trend durch die umgekehrte<br />

Reihenfolge (z. B. Salmonellose). Deutlich<br />

sichtbar sind auch die Ausreißer Infl uenza<br />

2009 (dunkler Punkt) und – in geringerem Maße<br />

– Denguefi eber und Hepatitis E 2010.<br />

Anders als in der diesem <strong>Jahrbuch</strong> beiliegenden<br />

Übersichtstabelle wurde Echinokokkose<br />

in die unter diesem Sammelbegriff enthaltenen<br />

Krankheiten zystische, alveoläre sowie nicht differenzierte<br />

Echinokokkose aufgegliedert. Dadurch<br />

wird deutlich, dass alveoläre Echinokok kosen auf<br />

niedrigem Niveau etwas zunehmen, während die<br />

Anzahl zystischer Echinokokkosen stagniert.<br />

Für viele Krankheiten sind die seit 2001 beobachteten<br />

Trends wenig überraschend und gut<br />

erklärbar. Der direkte Vergleich wirft aber auch<br />

Fragen auf, zu deren Beantwortung es weiterer<br />

Untersuchungen bedarf. Als Beispiele wurden aus<br />

den 43 in Abb. 5.6.1 aufgeführten Krankheiten<br />

3 Paare ausgewählt, bei denen jeweils für Krankheiten<br />

mit ansonsten ähnlichen epidemiologischen<br />

Profi len (u.a. ähnlichen Übertragungswegen)<br />

gegenläufi ge Trends auff ällig waren.<br />

Die beiden Diagramme einer Abbildung zeigen<br />

jeweils die Anzahl der Erkrankungen einzeln<br />

für die 10 Jahre sowie einen daraus geschätzten<br />

Trend, der mittels Negativ-Binomial-Regression<br />

bestimmt wurde. Außerdem wird ein 95%-Konfi -<br />

denzintervall (KI) für den Trend dargestellt. Unter<br />

den Modellannahmen erwiesen sich die Trends<br />

jeweils als signifi kant (Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

α = 0,05). Zur besseren Vergleichbarkeit sind die<br />

Achsen jedes Paars gleich skaliert. Alle Y-Achsen<br />

haben ihren Ursprung in 0.<br />

Das Ziel dieser Gegenüberstellungen ist es,<br />

die Aufmerksamkeit auf Auff älligkeiten zu lenken,<br />

die in der krankheits- und jahresübergreifenden<br />

Betrachtung der Meldedaten sichtbar werden. Die<br />

Befunde sollen Denkanstöße geben, ohne einer<br />

sorgfältigen Analyse vorzugreifen. Es werden Fak-<br />

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