Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI
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118 Spezielle Krankheiten Hepatitis Non A–E<br />
6.22 Hepatitis Non A–E<br />
Kurzbeschreibung<br />
Als Hepatitis Non A–E werden alle akuten Leberentzündungen<br />
bezeichnet, die weder von den bekannten<br />
Hepatitisviren der Gruppen A bis E, noch<br />
von anderen bekannten Erregern oder nichtinfektiösen<br />
Ursachen hervorgerufen werden.<br />
Situation in Deutschland<br />
Im Jahr 2010 wurden wie bereits in den Jahren<br />
2002 bis 2009 keine Fälle von Hepatitis Non A–E<br />
übermittelt.<br />
6.23 HIV-Infektion<br />
Kurzbeschreibung<br />
Die Infektion mit dem Humanen Immundefi zienz-Virus<br />
(HIV) ist durch einen fortschreitenden<br />
Verlust der Immunabwehr gekennzeichnet. HIV<br />
führt zu einer chronischen Infektion, die lebenslang<br />
bestehen bleibt. Nach einer symptomarmen<br />
Latenzzeit, die bei Unbehandelten im Mittel 10<br />
bis 12 Jahre dauert, treten gehäuft sogenannte<br />
opportunistische Infektionen und verschiedene<br />
Krebsarten auf, die das Vollbild des Acquired Immunodefi<br />
ciency Syndrome (erworbenes Immundefektsyndrom,<br />
AIDS) kennzeichnen.<br />
Übertragen wird HIV durch ungeschützten<br />
Geschlechtsverkehr (Analverkehr, Vaginalverkehr,<br />
selten orogenitale Kontakte), Einbringung von<br />
erregerhaltigem Blut oder Blutprodukten in die<br />
Blutbahn (Gebrauch von Spritzbestecken durch<br />
mehrere Personen – »Nadeltausch« bei i. v.-Drogengebrauchern,<br />
Transfusion von kontaminierten<br />
Blutkonserven oder Gerinnungspräparaten) sowie<br />
prä-, peri- oder postnatal (durch Stillen) von der<br />
infi zierten Mutter auf ihr Kind.<br />
Falldefi nition<br />
Gemäß § 7 Abs. 3 IfSG muss der direkte (Virusanzucht,<br />
NAT) oder indirekte (HIV-AK) Nachweis<br />
von HIV gemeldet werden. Alle Meldungen beziehen<br />
sich daher auf labordiagnostisch gesicherte<br />
Nachweise der HIV-Infektion. Bis 2004 waren nur<br />
Meldungen über bestätigt positive HIV-Antikör-<br />
pertests in die Statistik aufgenommen worden, bei<br />
denen angegeben war, dass es sich nach Kenntnis<br />
des Labors oder des diagnostizierenden Arztes um<br />
eine Erstdiagnose handelte. Seit 2005 wurden zusätzlich<br />
– auch retrospektiv – solche Fälle mit aufgenommen,<br />
bei denen diese Angabe fehlte, dafür<br />
aber ein negativer HIV-AK-Test im Jahr 2001 oder<br />
später angegeben wurde und bei einem Abgleich<br />
mit den gemeldeten Fällen keine frühere Meldung<br />
identifi zierbar war (seit 2001 besteht die Möglichkeit,<br />
anhand der fallbezogenen Verschlüsselung<br />
Mehrfachmeldungen zu erkennen; s. Datenqualität).<br />
Zeitlicher Verlauf<br />
Dem <strong>RKI</strong> wurden 2.918 HIV-Infektionen gemeldet,<br />
die im Jahr 2010 neu diagnostiziert wurden.<br />
Dies entspricht einer bundesweiten Inzidenz von<br />
3,6 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die Gesamtzahl<br />
der neu diagnostizierten HIV-Infektionen ist<br />
damit gegenüber dem Jahr 2009 (2.885) praktisch<br />
gleich geblieben (s. Abb. 6.23.1). Die Verteilung der<br />
Meldungen auf Bundesländer und Betroff enengruppen<br />
hat sich gegenüber 2009 nur geringfügig<br />
verändert (s. Geografi sche Verteilung und Infektionsrisiken).<br />
Im Rückblick auf die vergangenen 10 Jahre<br />
zeigt sich von 2001 bis 2007 ein kontinuierlicher<br />
Anstieg; danach fl acht dieser deutlich ab. Ein Teil<br />
des Anstiegs ist wahrscheinlich auf Maßnahmen<br />
des <strong>RKI</strong> zur Verbesserung der Datenqualität zurückzuführen:<br />
Dies drückt sich vor allem in einem<br />
kleiner werdenden Anteil von Meldungen aus, bei<br />
dem nicht bekannt ist, ob es sich um Erstdiagnosen<br />
handelt. Der Anteil dieser nicht als Erstdiagnosen<br />
identifi zierbaren Meldungen an allen Neumeldungen<br />
ist von 61 % im Jahr 2001 auf 37 % im Jahr<br />
2010 gesunken. Dies bedeutet, dass vermutlich die<br />
Zahl der tatsächlichen Erstdiagnosen bis ca.<br />
2004/05 im Vergleich zum Zeitraum 2006 bis<br />
2010 stärker unterschätzt wird und der tatsächliche<br />
Anstieg der HIV-Meldungen geringer war als<br />
durch den Anstieg der Meldezahlen suggeriert.<br />
Außerdem kann die Zahl der HIV-Neudiagnosen<br />
auch durch eine stärkere Inanspruchnahme von<br />
Testangeboten beeinfl usst werden.<br />
Andere Datenquellen legen nahe, dass zumindest<br />
für die Gruppe der Männer, die Sex mit<br />
Männern haben (MSM), der Anteil derjenigen, bei<br />
denen die HIV-Diagnose erst bei vorangeschritte-